Beitrag Fr 20. Okt 2017, 13:44

Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner

Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner





* 12. Juni 1892 in München
† 02. Juli 1973 in München



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Kaiserreich

Ferdinand Schörner wurde am 12. Juni 1892 in München als Sohn des Polizeioberinspektors Johann Schörner geboren. Nach vier Jahren Volksschule besuchte er das Münchener Luitpold-Gymnasium und bestand dort 1911 das Abitur.

Aufgrund des Abiturs durfte er den Truppenteil für eine einjährige freiwillige Wehrdienstzeit auswählen, um dort zum Reserveoffizier ausgebildet zu werden. Schörner trat 1911 in das bayrische Infanterie-Leibregiment in München ein.

Ab 1912 studierte er sechs Semester an den Universitäten München, Grenoble und Lausanne Philosophie und neuere Sprachen mit dem Ziel, einmal Lehrer an einer höheren Schule zu werden. In den Semesterferien meldete er sich zu Reserveübungen oder reiste zu praktischen Sprachstudien ins Ausland, um schließlich Dolmetscherprüfungen in Italienisch und Französisch abzulegen. Aufgrund des Ausbruchs des ersten Weltkrieges konnte Schörner sein Studium nicht abschließen.


Erster Weltkrieg

Nach der Mobilmachung wurde Schörner am 1. August 1914 als Vizefeldwebel der Reserve und Zugführer zur 12. Kompanie seines Regiments einberufen, wo er bereits am 29. November 1914 zum Leutnant der Reserve, mit einer Vorpatentierung auf Juni 1913 befördert wurde und bald darauf eine Kompanie übernahm. In allen Kämpfen, an denen er mit seiner Kompanie teilnahm, bewies Schörner außergewöhnliche Tapferkeit und erhielt am 22. Dezember 1914 das EK II.

Im Juni 1916 wurde er bei Verdun verwundet und kam in ein Heimatlazarett nach München. Als er davon hörte, dass sein Regiment nach Rumänien verlegt werden sollte, entließ er sich selbst aus dem Lazarett und schloss sich seinem Regiment, welches auf dem Transport nach Rumänien an München vorbeikam, auf eigene Faust wieder an. In Rumänien konnte Schörner mit einer verstärkten Kompanie während der Schlacht von Hermannstadt (26. bis 29. September 1916) den Roten Turm-Pass sperren und dadurch großen Teilen, der aus Siebenbürgen nach Rumänien zurückflutenden rumänischen 1. Armee, den Rückweg verlegen, was damit wesentlich zum Sieg in dieser Schlacht beitrug.

Am 27. Januar 1917 wurde Ferdinand Schörner das EK I verliehen. Danach wurde seine Einheit in Italien eingesetzt, wo er, aus eigenem Entschluss und ohne Befehl, mit seiner Kompanie während der 12. Isonzo-Schlacht am 24. Oktober 1917 bei Tolmein durchbrach und im Handstreich die Höhe 1114 nahm. Höhe 1114 war damals der wichtigste Stützpunkt und Eckpfeiler der italienischen Kolovrat-Stellung. Mit diesem Erfolg hatte das deutsche Oberkommando nicht gerechnet und sich stattdessen auf einen langen und harten Kampf eingestellt.

Für seine hervorragende Leistung erhielt Ferdinand Schörner dafür am 5. Dezember 1917, als Leutnant der Reserve und Führer der 12. Kompanie des bayrischen Infanterie-Leibregiments, den preußischen Orden Pour le Mérite.


Zeitungsausschnitt aus "Die Woche" Ausgabe 9 von 1918 mit dem Bild
Schörners zur Verleihung des Ordens Pour le Mérite



Er war in der 200-jährigen Geschichte des Ordens Pour le Mérite der einzige bayrische Infanterieleutnant, der auf diese Weise für eine beispielhafte soldatische Tat ausgezeichnet wurde.

Von der Südfront wieder an die Westfront verlegt, wurde er vor Reims erneut schwer verwundet. Im März 1918 wurde er zum Oberleutnant befördert und wegen überdurchschnittlicher Leistungen in den aktiven Dienst übernommen. Noch einmal machte der dreimal schwer verwundete Schörner auf sich aufmerksam, als er im April 1918 großen Anteil an der Erstürmung des Kemmelberges in Flandern hatte.

Das Kriegsende erlebte er im Südosten, wo seine Einheit als Letzte Serbien räumen musste.


Weimarer Republik

Nach Kriegsende 1918 kämpfte er im Freikorps Epp im Ruhrgebiet und in Oberschlesien, wurde Kompanieführer im Jägerbataillon 21. 1920 wurde er in das Infanterieregiment Nr. 19 des Hunderttausend-Mann-Heeres übernommen.

1922 bestand Schörner die Führergehilfenausbildung, wurde zur weiteren Ausbildung beim Wehrkreiskommando VII nach München einberufen und versah dort von 1923 bis 1926 als Führergehilfe seinen Dienst. Seine Generalstabsausbildung beendete er im Reichswehrministerium.

Am 1. Juli 1926 avancierte er zum Hauptmann und wurde anschließend Chef der 16. Kompanie des Infanterieregiments Nr. 19 in Landshut und danach beim Jägerbataillon 19 in Kempten. 1931 stellte ihn die Reichswehr als ersten deutschen Offizier zur Dienstleistung als Dolmetscher bei den italienischen Alpentruppen ab.


Zeit des Nationalsozialismus

Aus Italien zurückgekehrt lehrte er Taktik an der Infanterieschule Dresden. 1934 übernahm Schörner als Major die Leitung der Gruppe 4 in der III. Abteilung des Generalstabes (Abteilung Fremde Heere Süd, Süd-Ost).

Am 1. März 1937 wurde Schörner zum Oberstleutnant befördert und kehrte am 1. Oktober 1937 als Kommandeur des Gebirgsjägerregiments 98 der 1. Gebirgs-Division in Mittenwald zur Truppe zurück. In dieser Dienststellung war er auch am Einmarsch in Österreich im März 1938 beteiligt. Am 27. August 1939, wenige Tage vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurde Schörner zum Oberst befördert.


Zweiter Weltkrieg

Mit dem Gebirgsjägerregiment 98 nahm er im September 1939 am Polenfeldzug teil. Hier machte er bereits durch die berühmt gewordene „Sturmfahrt auf Lemberg“ von sich reden. Mit einer motorisierten Vorausabteilung seines Regiments jagte er damals mitten durch die polnische Armee in die galizische Hauptstadt Lemberg und versperrte den Nachhuten der polnischen Südarmee in neun Tagen andauernden, schweren Kämpfen den Ausbruch nach Süden. Am 12. September 1939 erhielt Schörner die Wiederholungsspange zum EK II von 1914 und am 20. September 1939 jene zum EK I.

Im Mai 1940 überschritt sein Regiment im Rahmen des XVIII. Armeekorps als erste deutsche Einheit die Maas. Ende Mai 1940 wurde Schörner mit der Führung der neu aufgestellten 6. Gebirgs-Division beauftragt und stieß mit ihr durch die Vogesen in Richtung St. Die. Nach dem Ende des Westfeldzuges erfolgte am 1. August 1940 seine Beförderung zum Generalmajor.

Mit seiner 6. Gebirgs-Division kämpfte Schörner im April 1941 auf dem Balkan, wo sie ihre eigentliche Bewährungsprobe erhielt und zeichnete sich auch hier wieder in hervorragender Weise aus. Bereits am ersten Feldzugstag erzwang er mit seiner Division den Durchbruch durch die von den Griechen hartnäckig verteidigte Metaxaslinie und drang, zum Teil auf unwegsamen Strecken, durch das Olymp-Gebirge bis auf Athen vor.


General Schörner während einer Marschpause in Bulgarien März 1941



Dafür erhielt Ferdinand Schörner am 20. April 1941 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Seine 6. Gebirgs-Division war es, die als Erste (wochenschauwirksam) die Reichskriegsflagge auf dem Olymp und am 27. April 1941 auf der Akropolis in Athen hisste.

Im Herbst 1941 wurde die 6. Gebirgs-Division zur Ablösung der 2. und 3. Gebirgs-Division aus dem sonnigen Griechenland an die eisige Murmansk-Front verlegt. Von nun an befand sich Schörner im Kampf gegen die Sowjetunion. Bisher standen hier nur zwei abgekämpfte deutsche Divisionen unter unvorstellbaren polaren Witterungs- und Geländeschwierigkeiten überlegenen sowjetischen Verbänden gegenüber. Mit seiner Division konnte er jedoch die Lage stabilisieren.

Nun zeigte er beispielhaft seine rücksichtslose Entschlossenheit und nach vorne drängende Tatkraft, die sich gerade in Krisenlagen immer wieder bewähren sollte. Wo ein Loch in der Front existierte und die Nachschubverbindungen bedroht waren, führte er persönlich rückwärtige Teile, Trosse und Stabspersonal mit dem Karabiner nach vorn und befehligte dringend Entlastung bringende Gegenstöße.

Schörner galt als unkompliziert, rücksichtslos, grob, scharf und streng nach unten, furchtlos nach oben und persönlich außergewöhnlich tapfer. Am 27. Januar 1942 zum Generalleutnant befördert, war er aufgrund dieser Eigenschaften bereits als hervorragender „Krisenmanager“ bekannt.

Am 2. Februar 1942 übernahm er als Nachfolger von Generaloberst Dietl die Führung des XIX. Gebirgskorps im äußersten Norden der Ostfront, an der Eismeerfront, und hielt hier diese in einem Stellungskrieg einigermaßen stabil. Am 1. Juni 1942 wurde er, unter gleichzeitiger Beförderung zum General der Gebirgstruppe, Kommandierender General des XIX. Gebirgskorps. Schon damals eilte ihm der Ruf voraus, ein äußerst strenger und harter Truppenführer zu sein.


General Schörner mit seinem Adjutanten während eines Norwegen Aufenthalts



Er wurde zum Schrecken der rückwärtigen Dienststellen, wenn er Kontrollen durchführte, Offiziere absetzte und Stabsoffiziere an die Front jagte, sodass er bald als der „wilde Ferdinand“ bekannt oder vielmehr berüchtigt war. Seine Devise lautete stets: „Alles für die Fronttruppe, denn wer vorne kämpft und sein Leben einsetzt, hat das Recht, gut verpflegt und ausgerüstet zu werden.“

Anfang Oktober 1943 ernannte ihn Hitler zum kommandierenden General des XXXX. Panzerkorps im Brückenkopf Nikopol in der Ukraine. Dort befanden sich mehrere deutsche Divisionen in Gefahr, von den Sowjets eingekesselt und vernichtet zu werden. Hitler sah in Schörner den kompromisslosen „Steher“ und einen Rettungsanker für den Süden der Ostfront, der dort so dringend benötigt wurde. Schörner konnte von Ende 1943 bis Mitte Februar 1944 im Brückenkopf von Nikopol alle sowjetischen Angriffe abwehren und einen Einbruch sowie die Gefahr der Einschließung erfolgreich beseitigen.

Schörner durfte in dieser Zeit ausdrücklich auch zurückgehen, wenn er dies militärisch für geboten hielt, denn Hitler wusste: Wenn ein Schörner zurückgeht, ist dies alternativlos. Tatsächlich befreite er so seine Truppen aus der gefährlichen Umklammerung im Brückenkopf von Nikopol und konnte dabei auch noch alle verwundeten Kameraden mitnehmen, ein Umstand, der ihm den Dank unzähliger Frontsoldaten einbrachte. Für diese Leistung erhielt Ferdinand Schörner am 17. Februar 1944, als Kommandierender General des XXXX. Panzerkorps das 398. Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.

Schörner schien Hitler dafür geeignet, erster Chef des NS-Führungsstabes im Oberkommando der Wehrmacht zu werden, welcher die Aufgabe hatte, mit sogenannten NS-Führungsoffizieren die Truppen im Sinn des Nationalsozialismus politisch zu schulen und in ihrem Widerstandswillen zu bestärken. Doch nur 14 Tage lang hatte Schörner diesen Posten inne, denn er scheute sich nicht davor, sich in schroffster Weise mit dem Reichsleiter der NSDAP Martin Bormann anzulegen, der einen unmittelbaren Einfluss der Partei auf diese Arbeit anstrebte.

Schörner zog es vor, wieder an die Front zurückzukehren und übernahm ab dem 2. März 1944 den Oberbefehl über die 17. Armee und ab dem 30. März 1944, als Nachfolger des abgesetzten Generalfeldmarschalls von Kleist, jenen über die Heeresgruppe Süd. Am 1. April 1944 wurde Ferdinand Schörner zum Generaloberst befördert.

Er konnte bei Hitler schließlich durchsetzen, was von Kleist zuvor konsequent verweigert worden war. Die Räumung des Gebietes um Odessa, wodurch die Einkesselung der neuen 6. Armee verhindert und der Aufbau einer neuen Abwehrfront am Dnjestr ermöglicht wurde. Bis Sommer 1944 führte Schörner seine Heeresgruppe in schweren Rückzugskämpfen nach Rumänien, wo er eine neue Abwehrfront aufbauen konnte.

Danach wurde Schörner von Hitler am 20. Juli 1944 als „Krisenmanager“ und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord in den Nordabschnitt der Ostfront berufen, wo sich auf der Linie Dünaburg – Pleskau – Narwa ganze 22 abgekämpfte deutsche Divisionen gegen eine starke sowjetische Übermacht zu behaupten hatten. Die Heeresgruppe Nord war am 30. Juli 1944 durch den sowjetischen Vorstoß bei Tukkum an dem Rigaer Meerbusen von den anderen deutschen Verbänden abgeschnitten worden. Zwar konnte die Verbindung am 20. August 1944 ein letztes Mal hergestellt werden, doch die mit großer Übermacht geführte sowjetische Herbstoffensive zwang Schörner zur beinahe „fluchtartigen“ Räumung Estlands und der baltischen Inseln. Mit geschickter Kampftaktik führte er die nördlich Riga – Dünaburg stehende 16. Armee und die Armee-Abteilung Narwa durch den Flaschenhals bei Riga nach Kurland zurück. Auch bei der Räumung der Insel Oesel konnte er 20.000 Soldaten vor dem sicheren Untergang bewahren. Alle Truppenteile bis auf den letzten Mann und das gesamte Material wurden gerettet.

Der sowjetische Durchbruch auf Memel Anfang Oktober 1944 führte zur endgültigen Trennung der Heeresgruppe Nord vom Reich. In Kurland gliederte Schörner die Heeresgruppe neu und verhinderte in drei erbitterten Kurland-Schlachten jeweils den völligen Zusammenbruch der stark bedrängten deutschen Abwehrfront. Für seine dabei bewiesenen Führungsleistungen erhielt Ferdinand Schörner am 28. August 1944 das 93. Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes und bereits drei Monate später, am 1. Januar 1945, das 23. Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.

Am 20. Januar 1945 musste Schörner als Oberbefehlshaber die Heeresgruppe Mitte übernehmen, die nach dem Beginn der großen sowjetischen Winteroffensive am 12. Januar 1945 aus dem Baranow-Brückenkopf heraus vor ihrer Vernichtung stand. Es gelang Schörner seine Truppen in schweren Rückzugskämpfen nach Westen zu führen und bis Mitte Februar eine neue Abwehrfront in Schlesien und an der Elbe aufzubauen.

Um das Industriegebiet von Mährisch-Ostrau in Schlesien zu retten, verteidigte er dieses mit seinen Truppen in einer 20-tägigen Abwehrschlacht und brachte den Sowjets eine der letzten schweren Niederlagen bei. Der sowjetische Vormarsch konnte dadurch zeitweilig gestoppt und verlangsamt werden, sodass sich Hunderttausende von Flüchtlingen aus Schlesien noch einigermaßen sicher in Richtung Westen retten konnten.

Hierzu ein Tagebucheintrag von Josef Goebbels vom 12. März 1945:

„Ich berichte dem Führer dann ausführlich von meinem Besuch in Lauban. Der Führer ist auch der Meinung, dass Schörner einer unserer hervorragendsten Heerführer ist. … Es sei Schörner gelungen, die Front in seinem Kampfraum im wesentlichen zu stabilisieren. Auf ihn sei es zurückzuführen, dass die Moral der Truppe dort so hervorragend gehoben worden sei.

Ich berichte dem Führer von den radikalen Methoden, die Schörner zur Erreichung dieses Zieles anwendet. Deserteure finden bei ihm keine Gnade. Sie werden am nächsten Baum aufgeknüpft und ihnen wird ein Schild um den Hals gehängt mit der Aufschrift: "Ich bin ein Deserteur. Ich habe mich geweigert, deutsche Frauen und Kinder zu beschützen und bin deshalb aufgehängt worden." Solche Methoden wirken natürlich. Jedenfalls weiß der Soldat im Kampfraum Schörners, dass er vorne sterben kann und hinten sterben muss."


Am 5. April 1945 wurde Ferdinand Schörner von Hitler zum Generalfeldmarschall befördert sowie in Hitlers politischem Testament am 30. April 1945 zum Oberbefehlshaber des Heeres ernannt. Die bedingungslose Kapitulation aller Wehrmachtsteile am 8. Mai 1945 machte dem allen jedoch ein Ende.


Nachkriegszeit

Am 9. Mai 1945 flog Schörner in Zivil mit einem Fieseler „Storch“ nach Mittersill / Tirol. Angeblich hatte er den Auftrag zu befolgen dort eine deutsche Alpenfestung aufzubauen. Später wurde ihm jedoch zum Vorwurf gemacht, dass er nicht bei seinen Soldaten geblieben war und sich nicht mit ihnen zusammen in Kriegsgefangenschaft begeben hatte. Schörner stellte sich am 15. Mai 1945 den US-Amerikanern und wurde von ihnen Ende Mai an die Sowjets ausgeliefert.

Es folgten zehn schwere Jahre in sowjetischen Gefangenenlagern und Gefängnissen. Nach kurzem Aufenthalt im Sammellager Krasnogorsk wurde er von August 1945 bis Herbst 1954 in sowjetischen Strafanstalten völlig von der Außenwelt isoliert. 1947 saß er im berüchtigten Moskauer Staatsgefängnis Lubjanka ein, wo er innerhalb eines Jahres nur etwa 20mal an die frische Luft durfte. 1949 schaffte man ihn ins Gerichtsgefängnis Lefortowakaja, danach in die Strafanstalt Butyrskaja, wo er einige Male in den berüchtigten „Kältekeller“ geworfen wurde.

1952 wurde er von einem Moskauer Gericht zu 25 Jahren „Erziehungslager“ verurteilt. Nach der Urteilsverkündung lebte Schörner mehrere Monate lang zusammen mit 35 Schwerverbrechern in einer Zelle und wurde vom Sommer 1952 bis November 1954 in einem Gefängnis ca. 200 Kilometer östlich von Moskau gefangen gehalten. Er wurde wegen seines Eintretens für Mitgefangene wiederholt mit Nahrungsentzug bestraft. Im Winter 1953 / 1954 bekam er keine Winterkleidung, nur Leinenwäsche und die übliche Häftlingskleidung. Erst im Januar 1954 erhielt Schörner die erste Post und erfuhr so, dass seine Frau und sein ältester Sohn 1949 durch Freitod aus dem Leben geschieden waren.

1955 endete für Schörner die bittere Zeit der Gefangenschaft. Bei der Durchreise durch Ost-Berlin wurde ihm nahegelegt, doch wie Paulus, in der sowjetischen Besatzungszone zu bleiben. Dort würde man materiell für ihn und seine Familie sorgen. Nur in der DDR sei er auch vor gerichtlichen Verfolgungen sicher, wie sie ihn in Westdeutschland erwarten würden.

Doch er folgte diesen Lockungen nicht, vielmehr zog er es vor, in seine bayrische Heimat zurückzukehren. Die Münchner Staatsanwaltschaft erließ einen öffentlichen Aufruf, beweiskräftiges Anklagematerial gegen den Feldmarschall vorzulegen. Von den 62 Anzeigen, die den „Durchhaltemarschall“ betrafen, blieben schließlich nur drei Fälle übrig, die die Staatsanwaltschaft zum Gegenstand der Anklage machte. Totschlag in einem Fall und versuchter Totschlag in zwei Fällen. Das gegen Schörner verhängte Indizien-Urteil vom Münchener Schwurgericht vom 15. Oktober 1957 besagte, dass er zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde, von denen er zwei in Landsberg / Lech verbüßte, ehe er 1960 vorzeitig entlassen wurde.

Nach einem Sondergesetz („Lex Schörner“) erkannte man ihm seine Pension ab. Zurückgezogen lebte Schörner in München, wo er am 2. Juli 1973 an den Folgen eines Schlaganfalles verstarb. Seine letzte Ruhestätte fand er in seiner alten Gebirgsjägergarnison Mittenwald. Der damalige Bundesminister für Verteidigung erließ folgende Weisung: "Die Beisetzung des ehemaligen GFM Schörner findet ohne militärische Ehren statt. Die Teilnahme an der Beisetzung in Uniform wird allen Angehörigen der Bundeswehr untersagt! Die Teilnahme von zivil gekleideten Angehörigen der Streitkräfte ist nicht erwünscht."



Aussagen zu Schörner

"Auf der ganzen Front zeigt sich nur ein wirklicher Feldherr... Schörner!"
Adolf Hitler 28. April 1945

"Wenn Schörner nicht gewesen wäre, wären wir nach Bayern durchmarschiert!"
Sowjetmarschall Iwan Stepanowitsch Konjew im Mai 1945

"Wenn ihr zehn von Schörners Fähigkeiten und Leistungswillen gehabt hättet, wäret ihr heute nicht unsere Kriegsgefangenen!"
KGB-Oberst zu Oberfeldwebel Wilhelm Hopp beim Gefangenenverhör im Sommer 1945




Auszeichnungen
Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse am 22. Dezember 1914
Eisernes Kreuz (1914) I. Klasse am 27. Januar 1917
Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration am 20. April 1916
Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern und mit Krone am 24. Oktober 1917
Pour le Mérite am 5. Dezember 1917 (vorgeschlagen von Oberst Ritter von Epp für die Eroberung einer italienischen Hauptstellung, der Höhe 1114)
Verwundetenabzeichen (1918) in Silber
Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis II. Klasse am 2. Oktober 1936
Komturkreuz des Kgl. Ordens der Krone von Italien am 2. August 1938
Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938 am 8. November 1938
Spange zum Eisernen Kreuz II. Klasse am 12. September 1939
Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse am 20. September 1939
Grossoffizierkreuz des Kgl. Bulgarischen St. Alexander-Ordens mit Schwertern am 15. Juli 1941
Finnisches Freiheitskreuz I. Klasse mit Eichenkranz und Schwertern am 1. Juli 1942
Ritterkreuz am 20. April 1941 als Generalmajor und Kommandeur der 6. Gebirgs-Division/XVIII. Armee-Korps/12. Armee
Eichenlaub am 17. Februar 1944 (398. Verleihung) als General der Gebirgstruppe und kommandierender General des XXXX. Panzer-Korps/6. Armee/Heeresgruppe A
Schwerter am 28. August 1944 (93. Verleihung) als Generaloberst und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord
Brillanten am 1. Januar 1945 (23. Verleihung) als Generaloberst und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord
Medaille Winterschlacht im Osten 1941 / 1942 am 20. August 1942
Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP am 30. Januar 1943
Ärmelband Kurland
Deutsches Kreuz in Gold
Nennung im Wehrmachtbericht am
18. Februar 1944,
30. November 1944,
01. Januar 1945,
05. April 1945 und
09. Mai 1945




Quellen

Generalfeldmarschall Schörner, Erich Kern, Deutsche Verlagsgesellschaft, ISBN 3-920722-15-9
Die deutschen Generalfeldmarschälle und Großadmirale 1936-1945, Peter Stockert, Pour le Mérite, ISBN 978-3-932381-47-8
ORDEN - Eine Sammlung der bekanntesten deutschen Orden und Auszeichnungen o.J. (1933), München, Waldorf Astoria.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Sch%C3%B6rner
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Personenregister/S/SchoernerF-R.htm