Beitrag So 15. Dez 2019, 12:58

Generalfeldmarschall Ernst Busch

Generalfeldmarschall Ernst Busch



* 6. Juli 1885 in Essen-Steele
† 17. Juli 1945 in Aldershot, Grafschaft Nottinghamshire, England



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Kaiserreich

Ernst Busch wurde am 6. Juli 1885 in Essen-Steele / Ruhrgebiet als Sohn eines Waisenhausdirektors geboren. Bereits als junger Mann ging er durch die harte Schule des preußischen Kadettenkorps und schloss die Berliner Hauptkadettenanstalt Groß-Lichtenfelde mit dem Abitur ab. Mit 19 Jahren erhielt er am 10. Juni 1904 das Patent als Leutnant im Infanterieregiment „Herwardt von Bittenfeld“ (1. Westfälisches) Nr. 13 in Münster.

1908 wurde er nach Wesel zum Infanterieregiment „Herzog Ferdinand von Braunschweig“ (8. Westfälisches) Nr. 57 versetzt. Hier wurde Busch am 16. Juni 1913 zum Oberleutnant befördert und anschließend als Inspektionsoffizier an die Kriegsschule Kassel versetzt.


Erster Weltkrieg

Anlässlich des Kriegsausbruchs im August 1914 kam Ernst Busch wieder zur Truppe zurück und übernahm die 11. Kompanie des friedensmäßig teils in Wesel, teils in Kleve stationierten Infanterieregiments „Vogel von Falckenstein“ (7. Westfälisches) Nr. 56. Busch erwarb sich hier bereits am 20. September 1914 das Eiserne Kreuz II. Klasse und wurde am 27. Januar 1915 zum Hauptmann befördert. Am 6. März 1915 wurde er mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet.

Im Jahre 1916 wurde Busch zum Kommandeur des II. Bataillons ernannt. Er nahm mit seinem Regiment an vielen bedeutsamen Gefechten der Westfront teil, wie die Schlachten bei Reims, Namur, Artois, in Flandern, bei La Bassée, Arras, vor Verdun und in der Champagne. Busch erwies sich in all diesen Kämpfen als besonders tapferer Soldat und umsichtiger Truppenführer.

Bei den schweren Abwehrkämpfen im Herbst 1918 in der Champagne, als eine erdrückende Übermacht der Franzosen an einer kritischen Nahtstelle zwischen der 1. und 3. Armee versuchte durchzubrechen, warf er sich ihnen an der Spitze eines rasch zusammengestellten Häufleins entgegen. Für das Meistern dieser äußerst schwierigen Lage wurde Ernst Busch der höchste preußische Orden, der Pour le Mérite verliehen.


Weimarer Republik

Nach Kriegsende wurde Ernst Busch in das Hunderttausend-Mann-Heer übernommen. Zunächst wurde er Kompaniechef im Infanterieregiment 18 und kam anschließend in den Stab der 6. Division in Münster. Nach über zehn Jahren als Hauptmann wurde Busch am 1. April 1925 zum Major befördert.

1926 war er im Stab des Gruppenkommandos I tätig und versah anschließend bis 1928 seinen Dienst bei der Inspektion der Verkehrstruppen in Berlin. Danach war er zwei Jahre lang 1. Generalstabsoffizier (Ia) im Stab der 2. Division in Stettin.

Am 1. Dezember 1930 wurde Busch zum Oberstleutnant befördert und Kommandeur des in Berlin-Spandau liegenden III. Bataillons des Infanterieregiments Nr. 9. Es wurde im damaligen Jargon auch „Graf Neun“ genannt, da es die Tradition der preußischen Garde-Infanterie fortführte und daher einen außergewöhnlich hohen Anteil an adeligen Offizieren hatte. Ab dem 1. Januar 1932 wurde Busch als Nachfolger von Ewald von Kleist Kommandeur des Regiments in Potsdam und brachte es in dieser Position am 1. Dezember 1932 zum Oberst.


Nationalsozialismus

Am 1.Oktober 1935 wird Ernst Busch zum Generalmajor befördert. Anlässlich der deutschen Heereserweiterung wurde Busch ab dem 15. Oktober 1935 Kommandeur der neu gebildeten 23. Infanterie-Division. Am 1. Oktober 1937 avancierte er in dieser Dienststellung zum Generalleutnant.

Bereits am 4. Februar 1938 erfolgte, unter gleichzeitiger Beförderung zum General der Infanterie, seine Ernennung als Nachfolger von Ewald von Kleist, zum Kommandierenden General des VIII. Armeekorps und zum Befehlshaber des Wehrkreises VIII (Breslau).


Zweiter Weltkrieg

Mit Beginn des Polenfeldzuges im September 1939 drang das VIII. Armeekorps aus dem Raum Ratibor-Gleiwitz auf dem linken Flügel der 14. Armee in die Gegend nordöstlich Krakau vor und erzwang den Nida-Übergang. Zwei polnische Divisionen und eine Kavallerie-Brigade wurden bei diesem Angriff zerschlagen. Wenige Tage später nahm Buschs VIII. Armeekorps erfolgreich an der Schlacht bei Tomaszow teil.

Aufgrund seiner umsichtigen Truppenführung, persönlicher Tapferkeit und großem Geschick errang Busch mit seinem VIII. Armeekorps im Polenfeldzug in schweren Kämpfen schnelle Erfolge. Dafür wurde ihm am 18. September 1939 die Wiederholungsspange für das EK II von 1914 und am 25. September 1939 jene für das EK I verliehen. Am 15. Oktober 1939 wurde Ernst Busch zum Oberbefehlshaber der 16. Armee ernannt.

Im Kampf gegen Frankreich im Mai 1940 bildete seine aus 18 Divisionen bestehende Armee den linken südlichen Flügel der Heeresgruppe A. Im „Fall Rot“, der zweiten Phase des Feldzugs, rückte die 16. Armee in die Champagne vor und durchstieß den Sperr-Riegel an der Aisne. Damit standen Buschs Divisionen hinter der Maginotlinie.

Auch die schnelle Einnahme von Verdun, welches bereits im Ersten Weltkrieg erbittert umkämpft war und wo Hunderttausende ihr Leben lassen mussten, die Vernichtungsschlacht am Toul und der weitere Vorstoß in Richtung Metz sind eng mit Buschs Namen verbunden. Für seine herausragenden Leistungen im Westfeldzug erhielt Ernst Busch bereits am 26. Mai 1940 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes und wurde nach dem Ende des Westfeldzuges am 19. Juli 1940 zum Generaloberst befördert.

Busch blieb zunächst mit seiner 16. Armee in Frankreich als Besatzungstruppe und wurde im Mai 1941 nach Osten an den rechten Flügel der Heeresgruppe Nord verlegt. Im Juni 1941 führte Busch die 16. Armee im Rahmen der Heeresgruppe Nord zum Vormarsch durch das Baltikum. Im schnellen Vorstoß wurden die meisten Angriffsziele erreicht und seine Truppen bewährten sich beim Vorstoß auf die Waldai-Höhen.

In den Jahren 1942 und 1943 bei den schweren Abwehrkämpfen am Wolchow und südlich des Ilmensees, auch bei zahlenmäßig weit überlegener sowjetischer Angriffe, konnte die 16. Armee stets alle Versuche der Sowjets vereiteln und die Stellung halten. Der verbissene Einsatz des II. Armeekorps in Demjansk und schließlich die Herauslösung und Rettung dieses Korps sind ebenfalls eng mit seinem Namen verbunden, denn Buschs Truppen waren es im Frühjahr 1942, die den Zugang zum Kessel von Demjansk freikämpften, in dem das II. Armeekorps unter Führung von Walter Graf von Brockdorff-Ahlefeldt eingeschlossen war.

Ein Dauerthema in den Auseinandersetzungen Hitlers mit seinen Generalen waren deren Wünsche nach Absetzbewegungen oder elastischen Verteidigungen, die Hitler meist ablehnte, weil er in ständiger Vorwärtsbewegung, allenfalls im vorübergehenden Halten, den besten Garanten dafür sah Stellungsschlachten wie im Ersten Weltkrieg zu verhindern. Die Furcht, Verbände könnten sich in ihren Rückzugsstellungen einrichten und die Initiative verlieren war bei Hitler ständig präsent.

Busch war durchaus klar, dass das Bestreben Hitlers auch arg gefährdete Stellungen möglichst lange zu halten, zu großen Belastungen und auch konkreten Nachteilen führte. Trotzdem gelang es ihm in den Jahren 1942 / 1943 unter erschwerten Bedingungen notwendige Absatzbewegungen mit relativ geringen Verlusten durchzuführen. Anfang März 1943 lag die 16. Armee in gut ausgebauten Stellungen zwischen Cholm und Staraja Russa hinter dem Lowat und konnte die sowjetischen Massenangriffe des Sommers 1943 abwehren.

Ernst Busch wurde am 1. Februar 1943 zum Generalfeldmarschall befördert und am 21. August 1943 mit dem 274. Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet. Als Generalfeldmarschall von Kluge auf einer Fahrt von Orscha nach Minsk mit seinem Fahrzeug verunglückte, wurde Busch ab dem 12. Oktober 1943 zu dessen Nachfolger als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte bestellt, die besonders an ihren Flügeln heftigen Angriffen der Sowjets ausgesetzt war. Während er die Front im Süden mit Hitlers Genehmigung erfolgreich zurücknehmen konnte, gelang es im Norden, den sowjetischen Durchbruch bei Newel abzufangen.

Selbst im Frühjahr 1944 brachte Busch mit seinen verbliebenden Truppen die sowjetischen Angriffe noch zum Stehen. Im Sommer 1944 hielt die Heeresgruppe Mitte eine 400 Kilometer nach Osten vorspringende Front von 1.000 Kilometern Länge, zu deren Verteidigung lediglich 40 Infanterie-Divisionen und eine Panzer-Division als Reserve zur Verfügung standen.

Am dritten Jahrestag des deutschen Einmarsches, traten die Sowjets mit vier Heeresgruppen zu einer Großoffensive an, in deren Verlauf schließlich die deutschen Armeen fast völlig vernichtet wurden. Der Zusammenbruch der deutschen Front begann im Raum Witebsk und griff in wenigen Tagen auf Orscha, Mogilew und Bobruisk über.

Bereits zwei Tage nach Beginn der sowjetischen Offensive (am 24. Juni 1944), zerriss die Heeresgruppe Mitte unter dem Ansturm von rund 185 sowjetischen Divisionen und der geschätzt 45.000 Geschütze, im Bombenhagel der rund 4.500 eingesetzten Flugzeuge und unter dem stählernen Keil der rund 6.000 Panzer und Sturmgeschütze. Der Sturmlauf der sowjetischen Armee endete erst rund 600 Kilometer weiter westlich an der ostpreußischen Grenze. Insgesamt gingen 28 deutsche Divisionen mit ca. 330.000 Mann verloren.

Da Busch nicht mehr das Vertrauen Hitlers besaß, mit der überaus schwierigen Lage fertig zu werden, wurde er am 28. Juni vom Oberbefehl entbunden. An seine Stelle trat Generalfeldmarschall Walter Model, der als Spezialist für die Meisterung von Krisenlagen galt. Der zutiefst gekränkte Busch wurde in die Führerreserve des OKH versetzt und zog sich nach Stranz in Oberschlesien zurück.

Als sich die Front im Frühjahr 1945 der deutschen Ostgrenze näherte, siedelte Busch nach Ostbevern bei Münster in Westfalen über, wo er immer noch mit Kummer und Gram die weiteren Ereignisse verfolgte.

Erst im März 1945 wurde er von Hitler zurückgerufen und zum Oberbefehlshaber Nordwest ernannt, hatte aber in dieser Funktion keinen nennenswerten Einfluss mehr auf das weitere Kriegsgeschehen.

Am 7. Mai 1945 musste Busch als Befehlshaber der Landstreitkräfte unter dem letzten Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches Großadmiral Karl Dönitz vor dem britischen Marschall Bernard Montgomery in einem Dorf bei Flensburg kapitulieren.


Nachkriegszeit

Ernst Busch geriet in britische Kriegsgefangenschaft und wurde Ende Mai 1945 nach London gebracht. Dort starb er bereits am 17. Juni 1945 im Lager Aldershot bei London an einem schon länger akuten Angina Pectoris-Leiden. Er wurde auf dem Ehrenfriedhof Cannock Chase beigesetzt.


Das Grab des GFM Busch in Cannock Chase.



Auszeichnungen

Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse am 20. September 1914
Eisernes Kreuz (1914) I. Klasse am 06. März 1915
Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern
Pour le Mérite am 4. Oktober 1918
Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis I. Klasse
Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange „Prager Burg“
Spange zum Eisernen Kreuz II. Klasse am 18. September 1939
Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse am 25. September 1939
Finnisches Freiheitskreuz I. Klasse mit Stern und Schwertern
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
Ritterkreuz am 26. Mai 1940
Eichenlaub am 21. August 1943 (274. Verleihung)
Medaille Winterschlacht im Osten 1941 / 1942
Demjanskschild
Nennung im Wehrmachtbericht am 6. August 1941
Nennung im Wehrmachtbericht am 16. September 1941
Nennung im Wehrmachtbericht am 21. Oktober 1941
Nennung im Wehrmachtbericht am 28. Januar 1943


Quellen




Autor: von Mackensen