Streitmacht

Nachdem die Ausschiffung in Bengasi vollzogen war, versetzte Hans seine Truppenteile in erhöhte Alarmbereitschaft. Er traute dem Braten einfach nicht -das tat er nie- und hatte keine Lust, auf dem falschen Fuß erwischt zu werden oder sich direkt nach der Ankunft unter der heißen Sonne Afrikas einen Nackenschlag einzufangen. An die Einheitsführer ging also folgender Befehl raus:

"Weiterhin koordiniertes Vorgehen beim Beziehen der der ausgewiesenen Stellungen bei erhöhter Alarm- und Gefechtsbereitschaft. Sämtliche Flugabwehrgeschütze sind augenblicklich zu besetzen sowie der Luftraum abzusuchen und zu sichern!"

SPITFIRE IM ANFLUG!

Hans vernahm die Rufe und im selben Moment ertönten die Warnsirenen, die ihr fürchterliches Heulen zum Besten gaben. Er stürmte aus seinem Unterstand und suchte den Himmel ab. Da waren sie, und sie stürzten sich wie Pfeile hinab in die Tiefe, um ihren Anflug zu beginnen. Hans hechtete zu einem der Flugabwehrgeschütze. Schon bald eröffneten sie das Feuer und ließen einen wahren Hagel auf die britischen Jäger los, die ihrerseits angriffen. Im Kugelhagel, der auf Hans' Soldaten niederregnete, wurde ein Schütze getroffen, der plötzlich wie ein Sack zusammenbrach.

VERDAMMTE SCHEIßE! SCHWENKEN, SCHWENKEN! FEUER FREI!

Hans reagierte schnell, zog den getroffenen Kameraden zur Seite und setzte sich selbst an das Geschütz. Die Hölle brach los, und die gesamte Stadt schien aus allen Rohren auf die Briten zu feuern.

Nach dem Luftangriff der Briten ließ sich Hans sofort über mögliche Schäden und Verluste informieren. Zum Glück handelte es sich ausschließlich um minimale Schäden am Gerät, welche sich von der Instandsetzungs-Abteilung ohne große Mühen beheben lassen konnten. Tote gab es nicht zu beklagen, jedoch einen verwundeten Kameraden, der sofort medizinisch versorgt wurde. Hans atmete tief durch. Er befahl seinen Einheiten, insbesondere der Flugabwehr, weiterhin höchste Alarm- und Gefechtsbereitschaft.

15. Mai 1945

Hans entschloss sich, am frühen Freitagmorgen seine Einheiten zu besuchen und zu inspizieren - ohne Voranmeldung. Gemeinsam mit dem Obergefreiten Hausmann brach er also auf und suchte nach seinem Besuch bei den Panzerpionieren das 6. Panzer-Regiment auf.

"Lassen Sie sich von mir nicht stören, meine Herren!"

Er ließ sich vom Einheitsführer über die einzelnen Abläufe aufklären, begutachtete das Gerät, beobachtete die Soldaten bei ihrer Arbeit und ließ Hausmann dann und wann einige Notizen machen. Nach einer Weile verabschiedete er sich und fuhr weiter.

Spät am Abend ging Hans zum 6. Panzer-Regiment und bat um ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Einheitsführer, Major Bachmann

Denken Sie, das geht gut, Herr Kommandant?
Okay, hören Sie... ich weiß, es ist riskant, aber Sie können es schaffen, Bachmann. Sie bekommen Rückendeckung vom 75. und von der StuG-Abteilung des Generalmajors.
Außerdem sind die übrigen Einheiten direkt hinter Ihnen, um Ihnen den Rücken zu decken.

Major Bachmann schaute etwas ungläubig drein.

Trotzdem... allein auf weiter Flur. Das wird ein Ritt hoch 12. Haben wir wenigstens Luftunterstützung?
Machen Sie sich keine Sorgen, Major Bachmann!

Was bedeutete das? "Alles wird gut, Herr Major"? Oder doch eher "Rücken Sie einfach aus und befolgen Sie Ihre Befehle, Major!" Hans hatte darauf keine Antwort. Das einzige, was ihn aufrecht erhielt, war die Hoffnung. Die Hoffnung, zu überleben, und die Hoffnung, den Feind zu schlagen. Manchmal mussten Entscheidungen getroffen werden, die vielleicht nicht jedem gefielen - die am Ende aber doch zum Sieg führten. Darauf kam es an. Auf nichts anderes.

Keine Sorge, Major Bachmann. Es wird schon klappen!
Jawohl, Herr Kommandant!