Streitmacht

Beim 75. Panzer-Artillerieregiment angekommen machte sich Hans bei seinem Rundgang mit Oberst Neuling erneut einige Notizen.

"Nun, auch hier würde ich zunächst die älteren 12 Sdkfz 7/1 2cm Flak 38 sowie Sdkfz 7/2 3,7cm Flak 36 durch durch Flakpanzer Möbelwagen und/oder 3,7 cm Flaks 43 ersetzen. Weiterhin kam mir die Überlegung, die 10,5 cm sFK 18/40 sowie die 15 cm K18 durch zusätzliche Hummeln oder Wespen auszutauschen."

Hans brach früh am Morgen auf. Niemand wusste etwas von der Aktion, die er überraschenderweise geplant hatte - niemand außer sein Sekretär, der Gefreite Hausman, sowie Oberleutnant von Harder von der Nachschub-Kompanie. Dieser versorgte ihn neben Süßigkeiten mit einem langen roten Kapuzenmantel und etwas Watte, die sich Hans ins Gesicht klebte.

Beim der Panzer-Artillerie-Regiment 75 erschien ein rot gekleideter und bärtiger Mann mit einem langen Holzknüppel als "Gehhilfe" sowie einem braunen Leinensack, den er über den Rücken geworfen trug. Verdutzt schauten sich die Soldaten an, doch dann begriffen sie: es war der Nikolaus, der sie an diesem Morgen des 6. Dezember 1944 "aufsuchte". Hans genoss dieses Schauspiel. Es war ihm wichtig, diese Tradition aufrecht zu erhalten und den Soldaten, die an diesen Tagen nicht bei ihren Familien sein konnten, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Somit verteilte er Schokoladen an seine Kameraden und ermahnte jeden, auch im nächsten Jahr wieder gehorsam zu sein - ansonsten ließe er den Knüppel sprechen. Nach einer Weile ging er wieder davon.

Nachdem die Ausschiffung in Bengasi vollzogen war, versetzte Hans seine Truppenteile in erhöhte Alarmbereitschaft. Er traute dem Braten einfach nicht -das tat er nie- und hatte keine Lust, auf dem falschen Fuß erwischt zu werden oder sich direkt nach der Ankunft unter der heißen Sonne Afrikas einen Nackenschlag einzufangen. An die Einheitsführer ging also folgender Befehl raus:

"Weiterhin koordiniertes Vorgehen beim Beziehen der der ausgewiesenen Stellungen bei erhöhter Alarm- und Gefechtsbereitschaft. Sämtliche Flugabwehrgeschütze sind augenblicklich zu besetzen sowie der Luftraum abzusuchen und zu sichern!"

SPITFIRE IM ANFLUG!

Hans vernahm die Rufe und im selben Moment ertönten die Warnsirenen, die ihr fürchterliches Heulen zum Besten gaben. Er stürmte aus seinem Unterstand und suchte den Himmel ab. Da waren sie, und sie stürzten sich wie Pfeile hinab in die Tiefe, um ihren Anflug zu beginnen. Hans hechtete zu einem der Flugabwehrgeschütze. Schon bald eröffneten sie das Feuer und ließen einen wahren Hagel auf die britischen Jäger los, die ihrerseits angriffen. Im Kugelhagel, der auf Hans' Soldaten niederregnete, wurde ein Schütze getroffen, der plötzlich wie ein Sack zusammenbrach.

VERDAMMTE SCHEIßE! SCHWENKEN, SCHWENKEN! FEUER FREI!

Hans reagierte schnell, zog den getroffenen Kameraden zur Seite und setzte sich selbst an das Geschütz. Die Hölle brach los, und die gesamte Stadt schien aus allen Rohren auf die Briten zu feuern.

Nach dem Luftangriff der Briten ließ sich Hans sofort über mögliche Schäden und Verluste informieren. Zum Glück handelte es sich ausschließlich um minimale Schäden am Gerät, welche sich von der Instandsetzungs-Abteilung ohne große Mühen beheben lassen konnten. Tote gab es nicht zu beklagen, jedoch einen verwundeten Kameraden, der sofort medizinisch versorgt wurde. Hans atmete tief durch. Er befahl seinen Einheiten, insbesondere der Flugabwehr, weiterhin höchste Alarm- und Gefechtsbereitschaft.

15. Mai 1945

Hans entschloss sich, am frühen Freitagmorgen seine Einheiten zu besuchen und zu inspizieren - ohne Voranmeldung. Gemeinsam mit dem Obergefreiten Hausmann brach er also auf und suchte nach seinem Besuch bei den Panzermännern das 75. Panzerartillerie-Regiment auf.

"Lassen Sie sich von mir nicht stören, meine Herren!"

Er ließ sich vom Einheitsführer über die einzelnen Abläufe aufklären, begutachtete das Gerät, beobachtete die Soldaten bei ihrer Arbeit und ließ Hausmann dann und wann einige Notizen machen. Nach einer Weile verabschiedete er sich und fuhr weiter.

Hans begab sich zum Panzerartillerie-Regiment 75, um auch dort mit dem Einheitsführer, Hauptmann Kleinmann, über die bevorstehende Aktion zu sprechen.

im Verbund mit dem 185. StuG von Generalmajor von Schreckenstein also, was? Das wird ein Feuerwerk!
Sehen Sie darin irgendwelche Schwierigkeiten oder Komplikationen?
Ich nicht. Sie? Oder macht sich das 6. Panzer-Regiment in die Hosen? Die sollen sich nicht so anstellen, wir regeln das schon.
Werden Sie, da bin ich mir sicher!
Klar werden wir das. Wir brauchen nicht viel, nur ein paar Koordinaten, und schon knallt es. Richten Sie Major Bachmann viel Spaß beim Reste-Schießen aus. Meine Güte, ich bin schon echt gespannt darauf, die StuGs vom Generalmajor in Aktion zu sehen.
Schön, wenn Sie Spaß haben, Hauptmann Kleinmann!
Immer doch, Herr Kommandant! Dafür sind wir doch schließlich hier. Ehre, Ruhm und Spaß.

FEUER FREI!

Auf Befehl des Hauptmanns ließ das 75. Artillerie-Regiment die Hölle auf die feindlichen Panzer los. Doch nicht nur von der 3. Panzerdivision wurden die Briten beschossen. Auch die StuG-Abteilung von Generalmajor von Schreckenstein feuerte aus allen Rohren. Der Feind erlitt Verluste.

NÄCHSTE SALVE BEREITMACHEN, KORREKTUR UM 1.5 GRAD!

Wieder donnerten die Geschütze los, wieder wurden die Briten getroffen. Allerdings ging der Ursprungsplan nicht vollständig auf - jedenfalls nicht so, wie er angedacht war. Hans beobachte die gesamte Szenerie mit einem Feldstecher. Plötzlich stand Hauptmann Kleinmann neben ihm.

Was ist mit unseren Panzern? Sollten die nicht den Rest erledigen?

Hans nahm den Feldstecher runter.

Verdammt! Panzeraufklärer des Feindes haben sich ihnen in den Weg gestellt. Hier, schauen Sie selbst!

Kleinmann überzeugte sich selbst davon.

Ja, leck mich doch...! Gut.. egal. Schwenken wir und nehmen stattdessen die Todesmutigen da ins Visier?
Das kläre ich mit der Heeresleitung, halten Sie sich bereit!
Jawohl!

Hans wollte gerade aufbrechen, als plötzlich ein Melder vor ihm stand.

Herr Kommandant, neue Befehle des ObdH: Mit sofortiger Wirkung haben Sie zusätzlich die 1. Panzerdivision von Feldmarschall von Brauchitisch bis auf Weiteres zu übernehmen!
Was? Wieso? In Ordnung, danke Ihnen!
Herr Kommandant!

Kleinmann grinste.

Viel zu tun?

Hans sagte dazu nichts, sondern nickte nur knapp.

In Ordnung, Sie halten die Stellung und warten auf weitere Befehle. In der Zwischenzeit machen Sie den Briten das Leben schwer!
Klar, das können wir am besten! Machen Sie sich keine Gedanken, die kriegen ein schönes Trommelfeuer um die Ohren gehauen. Grüßen Sie mir die 1.!