Streitmacht

Im starken Dauerregen fährt der GM heute einige Regimenter auf Kontrollbesuch ab. Bei den Aufklärern muss dabei immer mit einer kleinen Überraschung gerechnet werden. Obwohl der Posten den General gut kennt, werden trotzdem mit ernstem Blick Parole und Marschpapiere abgefragt. Der GM macht gute Miene und lobt den kontrollierenden Feldwebel.


Name?

Feldwebel Wiesner, Herr General!

Immer auf Zack, was? Sehr gut, weitermachen!

Kommando Übernahme!

Der GL fährt heute mit dem neuen RegKom Hans Winter zu den Aufklärern und sagt ein paar einleitende Worte zu den angetretenen Männern. Dann wendet er sich an den neuen RegKom und sagt

Das sind pfiffige, draufgängerische Burschen. Das Auge der Division. Möchten Sie den Männern noch etwas sagen?

Hans Winter nickte dem Divisionskommandeur zu.

"Sehr gern, Herr Generalleutnant!"

Danach wandte er sich an seine Einheit, die angetreten und gespannt auf ihren neuen Kommandanten war. Er versuchte, jeden einzelnen Kameraden anzusehen, während er das Wort ergriff.

"Herr Generalleutnant, meine Herren, Kameraden. Es erfüllt mich mit Stolz, und ich empfinde es als große Ehre, diese Aufklärungsabteilung übernehmen zu dürfen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit jedem einzelnen von Ihnen. Weiterhin werden wir die Adleraugen der Division sein. Weiterhin werden wir mit die Garanten für siegreiche Kämpfe im Felde sein. Ich bin anspruchsvoll und erwarte stets höchste Disziplin sowie absoluten Gehorsam. Doch ich werde Ihnen ein fairer und gerechter Kommandant sein und meine Tür wird stets für Sie offen stehen. Du allein bist nichts, Deine Einheit ist alles. Ich möchte nun gern mit Ihnen anstoßen, bevor wir alle wieder an unsere Arbeit gehen.

Daraufhin erhob er das Glas. Der Generalleutnant und die Soldaten der 3. Aufklärungsabteilung taten es ihm gleich. Weinbrand aus der Heimat.

"Herr Generalleutnant, Kameraden, auf eine gute gemeinsame Zeit!"

Ein Bote der Avatarschmiede übergibt ein Päckchen

Hans Winter nahm das Päckchen entgegen und quittierte die Empfangsbescheinigung. Daraufhin ließ er den Boten wegtreten. Als Winter das kleine Päckchen öffnete, begannen seine Augen vor Freude zu strahlen.

Am Abend des 12. Dezembers 1943 suchte Hans Winter das 3. Aufklärungsbatallion der 3. Panzerdivision auf. Spontanbesuch. Die Einheit hatte mittlerweile die Befehle der Division erhalten und war im Begriff, aufzubrechen und vorzurücken. Winter sprach mit einem jungen Leutnant über die Lage.

"Sie wissen Bescheid, Wörner. Sobald Sie die Position erreicht haben, igeln Sie sich ein und achten auf absolut alles, was auch nur kreucht und fleucht. Sie sehen alles, aber nichts und wieder nichts sieht Sie, verstanden? Denken Sie an die Scharfschützen!"

"Verstanden, Herr Kommandant!"

Leutnant Bruno Wörner war gerade einmal 22 Jahre alt. Man konnte ihm die leichte Unsicherheit anmerken.

"Sie machen das schon, Wörner. Gehen Sie nur achtsam vor. Mir gefällt diese "Ruhe" hier in der Region ebenfalls nicht sonderlich. Entweder ist hier etwas im Busch oder wir haben einfach Schwein, dass keiner da ist. Hoffen wir mal auf das Letzere. Zigarette, bevor es losgeht?"

"Sehr gern, Herr Kommandant. Danke!"

Gemeinsam standen sie da und rauchten.

"Sie sind gerade Papa geworden, habe ich Recht?"

"Jawohl, Herr Kommandant. Max ist sein Name. Darf ich Ihnen ein Foto zeigen? Meine Braut hat mir per Feldpost eines zugesandt. Er ist mein ganzer Stolz."

"Klar, lassen Sie mal sehen, Wörner!"

Sie schauten sich gemeinsam das Bild des kleinen Max an. Winter musste schmunzeln und kramte ebenfalls das Bild eines kleinen Jungen heraus, um dem Leutnant zu zeigen.

"Das ist meiner. Jonas. Er ist jetzt drei."

"Gute Arbeit, Herr Kommandant!"

Beide lachten wegen dieser Aussage. Danach wurde es ernst.

"Auf auf, Wörner! Wir sehen uns dann drüben. Passen Sie gut auf sich und auf Ihre Männer auf. Ach ja... und die Sache mit der Ferntrauung habe ich nicht vergessen."

Wörner nickte, und die "Augen der Division" setzten sich in Gang.

Ferntrauung. Es gab da ein Gesuch des jungen Leutnants, seine Braut zu ehelichen. An Heimaturlaub war während dieses Feldzuges nicht zu denken. Jeder Mann und jede Maus wurde an der Front gebraucht. So kam nur eine Ferntrauung in Frage. Hans Winter hatte es Wörner versprochen, sich darum zu kümmern, und er hatte auch schon eine Idee, wer diese Trauung im Idealfall durchführen sollte. Quasi als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.

Hans Winter erhielt von einem Obergefreiten die Meldung darüber, dass der Feldkaplan eingetroffen und ihm wie befohlen ein Quartier zugewiesen worden war. Abends suchte er ihn auf, um nach dem Rechten zu sehen und die morgige Trauung zu besprechen. Doch sie sprachen nicht nur über dies, sondern auch über ganz allgemeine Dinge. Es war ein gutes Gespräch, ein... befreiendes Gespräch. Und der Wein, ein feiner Tropfen aus Paris, war ebenfalls nicht schlecht. Sie erzählten von der Heimat, Hans von seiner Familie, seinen Plänen und seinen Träumen. Am Ende verabschiedeten sie sich von einander.

"Ich danke Ihnen, Herr Pfarrer. Auch dafür, dass Sie es so schnell einrichten konnten. Sollten Sie noch etwas benötigen, melden Sie sich bitte. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht."

Daraufhin ging Hans zurück in sein Quartier. Morgen hatten sie viel vor.

Am Morgen des 18. Dezember 1943 waren die Beteiligten zusammengekommen, um die Zeremonie der Ferntrauung durchzuführen. Alle waren sie da: Der Feldkaplan in seinem Gewand, Hans Winter als Batallionskommandeur und Trauzeuge, der Adjutant des Divisionskommandeurs, einige auserwählte Kameraden des Bräutigams und natürlich auch Leutnant Bruno Wörner, dem die Aufregung merklich anzusehen war. Nachdem alles bereit war, führte der Kaplan die Trauung durch.