Streitmacht

Hans freute sich wirklich, seinen Kameraden Hoi wiederzusehen. Nachdem sich Leutnant Wörner entfernt hatte, ging er auf das ein, was der Oberst soeben gesagt hatte.

"Ich bin heilfroh, dass Wörner wieder mit von der Partie ist. Schon morgen früh wird er seinen Dienst wieder antreten. Ich brauche ihn hier ganz einfach."

Sie gingen ein Stück.

"Nun ja, und was die Division angeht, so empfinde ich es als große Ehre, sie in Abwesenheit des Generalleutnants zu führen. Eine große Ehre, wenngleich auch eine große Aufgabe, der ich mir jedoch bewusst bin. Ich habe nicht vor, den Generalleutnant zu enttäuschen."

Hans bemerkte Hois Nicken.

"Sag mal, hast Du Lust, mich zu begleiten? Ich hatte heute vor, die einzelnen Abteilungen zu besuchen. Die Männer würden sich sicher freuen, Dich wiederzusehen, besonders Oberleutnant von Harder. Erinnerst Du Dich an unser kleiner Manöver? Junge, das ging in die Geschichte ein, glaube ich. Wenn wir fertig sind, lade ich Dich zum Essen ein. Ich glaube, unsere Feldküche zaubert heute Frikadellen."

Sie machten sich gemeinsam auf den Weg.

"Weißt Du eigentlich etwas Genaues darüber, inwieweit es um die neue Ausrüstung bestellt ist, die wir angefordert haben? Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen auf die neuen Geräte, und den Männern geht es da ganz genauso."

Nachtrag, Donnerstag 18.07.1944:

Danke Hans, ich begleite dich gerne. Und Frikadellen hatte ich auch lange nicht mehr gegessen. Bin mal gespannt auf Oberleutnant von Halders Gesicht, wenn wir ihn besuchen. Und ja, das Manöver werde ich nie vergessen. War mit eines der Schönsten und Besten, die ich bisher gesehen habe. Die Jungs und auch Du haben alles gelernte herausgeholt sowie auch unorthodoxe Manöver angewandt. So etwas ist das Schönste für mich und die anderen alten Hasen, wenn ihr Frischlinge so gut mitarbeitet.

Dann kommt Hoi auf Hans Frage mit der Ausrüstung zu sprechen.

Leider nicht, da hängen wir alle noch in der Luft, wie man so schön sagt. Wir alle warten auf Nachricht von der Versorgung, wann und wie die neue Austrüsung geliefert wird. Von daher müssen wir uns alle in Geduld üben.

Hoi und Hans begeben sich dann auf Besichtigungstour.

Hans stand gemeinsam mit Leutnant Wörner, der schon wieder ganz der Alte war, neben einem Panzer II und rauchte eine Zigarette. Wörner studierte indes eine Liste und machte große Augen.

"Im Ernst jetzt? Für unsere Panzerjäger wurden Jagdpanzer IV sowie Jagdpanther angefordert? Junge, Junge! Damit würde ich auch gern mal eine Runde drehen, wenn ich ehrlich bin."
Hans schmunzelte. "Nun ja, ob es am Ende wirklich Jagdpanther werden, bleibt abzuwarten. Der Generalleutnant hat aber einen sehr guten Draht zur Materialbeschaffung, von daher könnten wir Glück haben."
Wörner ging die Liste weiter durch. "Oh, und wir bekommen Pumas! Die Dinger sollen ja abgehen wir Schmitz Katze!"
"Tun sie, und sie besitzen exzellente Tarneigenschaften. Unterm Strich wird uns eine Aufwertung von Material und Gerät sehr weit nach vorn bringen. Am besten machen Sie sich schon einmal vorab mit den ganzen Spezifikationen vertraut. Ist ein bisschen was zu pauken, aber Sie mögen nackte Zahlen ja so gern, stimmt's?" Hans zwinkerte dem Leutnant frech zu.
"Da müssen Sie was verwechseln, Herr Kommandant. Nackte Frauen sind mir da um einiges lieber. Aber klar, ich kümmere mich darum."

Beide lachten, und Leutnant Wörner wollte sich gerade entfernen, als er und Hans jemanden im Augenwinkel hinter sich stehen sahen. Ein alter Bekannter und guter Freund, Oberst Neuling. Hans und Wörner nahmen sofort Haltung an und grüßten Hoi. "Herr Oberst! Immer eine Freude, Sie zu sehen!"

Nachtrag, Freitag 02.08.1944:

Hoi zurück und sagt:

Meine Herren, es freut mich ebenfalls sie beide gesund und munter zu sehen. Vor allem aber dass Leutnant Wörner schon richtig gut genesen ist. Vor allem dass er so schnell wieder seinen Dienst aufgenommen hat, sollte gewürdigt werden. Ich denke ein Oberleutnant würde ihm gut stehen und dazu ein entsprechender Orden. Denn ich habe mir das ganze mal nochmal angeschaut und kenne keinen einzigen Fall, welcher mit diesem hier vergleichbar ist.

Der Leutnant steht mit halb offenem Mund da und Hoi wendet sich an Hans:

Was meinen sie Herr Obergefreiter? Da ich nicht ihr direkter Kommandeur bin ist das nur meine Meinung.

Dann kommt Hoi auf das gerade mitgehörte zu sprechen:

Ich habe ihnen gerade ein wenig zugehört und muss sagen, eure Begeisterung für das neue Material ist sehr erfreulich. Vor allem die neuen Spielsachen werden uns weit nach vorne bringen, wenn man bedenkt, dass man beim Panzer III schon an den Ausbaugrenzen angelangt ist bzw. beim Panzer IV an die Ausbaugrenzen kommt. Hätte ich selbst eine Panzer-Divison, würde ich mich auch gerne mit dem neuen Spielzeug befassen.

Was die Theorie- und Übungssachen für die Offiziere angeht, so macht ihr es genau richtig. Die entsprechenden Sachen sollten eigentlich schon bei euch eingetroffen sein. Das wollte ich mir ebenfalls mal anschauen. Denn die Übungssachen sind neu, die entsprechenden Theoriesachen gab es früher schon. Leutnant Wörner, sie müssten das bestimmt noch wissen.

Dann wird Hoi ein wenig wenn er daran denkt, dass er mit seiner Division nicht ganz so tolles Spielzeug bekommt. Auch muss Hoi noch auf einen weiteren Punkt hinweisen, den er erst vor kurzem erhalten hat.

Meine Herren, ich möchte auch noch darauf hinweisen, dass die Neuausrüstung sich evtl. etwas verzögern wird, da die Marine gerade die meisten Materialien braucht. Wie sie sicher schon aus der Zeitung erfahren haben, haben die Inselaffen damit begonnen unsere Werften entlang der Nordseeküste, auch Kiel, Hamburg und Emden zu bombardieren. Einige Schiffe wurden dadurch so schwer beschädigt, dass die angesetzte Wartung durch eine Totalmodernisierung ersetzt werden musste. Ebenfalls benötigten die Werften in einigen Bereichen auch eine "Totalmodernisierung". Von daher konnte leider nicht so viel für das Heer und die Luftwaffe produziert werden, wie geplant.

Dann wartet Hoi auf eine Reaktion Hans Winters sowie von Leutnant Wörner.

Als der Oberst zu Hans und dem jungen Leutnant sprach, blickte dieser bei Hois ganz speziellem Vorschlag verdutzt vom einen zum anderen.

"Oberleutnant? Ich? Ich meine... im Ernst jetzt? Meine Güte, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!?"
Hans musste über Wörner schmunzeln. "Nun ja, ehrlich gesagt, hat sich Ihr Rangabzeichen wirklich ein bisschen abgenutzt nach all der Zeit. Ich würde mich persönlich sehr freuen, Ihnen ein neues zu überreichen. Dazu noch ein schickes EK II. Ich denke, das würde Ihnen auch ganz gut stehen. Was denken Sie, Herr Oberst?" Hans zwinkerte frech, als er wieder zu Hoi schaute. Im selben Moment wurde er jedoch wieder ernst. "Verdammte Tommies! So schwer hat es unsere Jungs also getroffen? Was war mit unserer Luftabwehr und Jagdfliegern los? Kamen die Angriffe der Engländer so überraschend?" Hans zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. "Ich habe da etwas im letzten Tagesbefehl gelesen. Was hat es mit "UNTERNEHMEN HERKULES" auf sich, Herr Oberst?"

Nachtrag, Montag 05.08.1944:

Hoi hörte Hans zu und musste ebenfalls schmunzeln als Leutnant Wörner total verduzt war. Dann sagt Hoi:

Ja Leutnant Wörner, das ist mein Ernst. Und Hans Vorschlag mit dem EK II rundet das ganze ab. Ihre letzte Beförderung zum Leutnant ist ja auch schon in meinen Augen viel zu lange her. Von daher der Vorschlag.

Zu Hans gewandt sagt Hoi:

Ja leider. Die Jäger konnten bei den Schwärmen mit Begleitschutz nicht viel ausrichten, ebenfalls die vorhandene Flak und neu aufgestellte Flakeinheiten. Auch mittlere bis große Bombergruppen ohne Begleitschutz sind nicht selten, wie ich hörte. Die Tommys haben leider mehr Flugzeuge als wir, so dass sie sich diese Angriffe leisten können. Außerdem ist es nicht möglich alle Häfen voll abzudecken, da teilweise 3 Wellen auf einmal kommen. Da muss man sich dann entscheiden, was Prioriät hat. Die eine Welle kann man zwar abfangen und bekämpfen, die anderen Beiden können unter geringer Gegenwehr jedoch aggieren wie sie wollen. Und ja, die Angriffe kommen teilweise sehr überraschend.

Die letzten Bombenangriffe auf unsere Hafenanlagen vor allem in Hamburg, Kiel, Emden usw. deuteten auf 2 Möglichkeiten hin. Entweder wollten die Tommys unsere Produktion fürs Heer und die Luftwaffe so herunterfahren, dass wir keine Möglichkeit haben uns zu verstärken, was ihnen ja auch teilweise gelungen ist, oder aber sie hatten es auf den Jackpott in den Häfen abgesehen, nämlich die dicken Pötte, welche zur Überholung in der Werft waren und dadurch auch ziemlich angreifbar. Vor allem unsere Panzerschiffe, Schlachtschiffe und Flugzeugträger sind für die Tommys immer ein gefundenes Fressen zu diesem Zeitpunkt. Derzeit ist es ruhig, aber das kann sich schnell wieder ändern.

Dann nimmt Hoi die beiden Herren zur Seite und geht mit Beiden etwas spzieren. Als sie weit genug von den normalen Soldaten entfernt sind, erläutert Hoi was das Unternehmen Herkuless bedeutet. Er spricht leiser als normal, jedoch so dass der Leutnant und Hans es verstehen, aber auch so, dass nicht jeder gemeinse Soldat mitbekommt was das Unternehmen Herkules bedeutet:

Meine Herren, ich erläutere ihnen das gerne, nur muss das nicht jeder einfache Soldat mitbekommen. Das Unternehmen Herkuless richtet sich gegen die Tommys im Mittelmeerraum. Eine gute Gelegenheit sich für das Aufreiben meiner geliebten 7. ID im Frankreichfeldzug zu revanchieren. Ich kenne das Ziel, aber darüber werden und dürfen wir nicht reden.

Nur so viel. Es ist ein sehr wichtiger Nachschub- und Truppensammelpunkt für die Tommys, vor allem Commonwealthstaaten für entsprechende Einsätze im Mittelmeer. Ziel ist es, ihnen diesen Nachschub- und Truppensammelpunkt zu nehmen. Ist dieser erstmal in unserer Hand, werden die Tommys es ziemlich schwer haben die verbündeten italinischen Truppen in Afrika zu ärgern. Zum zweiten nehmen wir ihnen die Möglichkeit unsere Pläne im Mittelmeerraum zu blockieren.

Ebenfalls werden keine normalen Heerestruppen zum Einsatz kommen, sondern speziell dafür ausgebildetet Truppen der Luftwaffe. Ich weiß was damit gemient ist, sie auch. Wir haben schon einige Male mit ihnen zusammengarbeitet. Nur reden sie bloß nicht darüber. Auch die Italiener haben diese spezielle Truppe und wird zusammen mit denen der Luftwaffe aggieren. Wenn es klappt, versetzen wir den Tommys damit einen schweren Schlag in die Magengrube. Dies erfolgt aus zwei strategischen Gründen.

1. Werden unsere normalen Heerestruppen für ein weiteres ambitioniertes Projekt frei und
2. wären die Tommys durch die Italiener sowie Spezialtruppen gebunden, da dann noch neben dem Suez-Kanal 2 bis 3 weitere Standorte für die Tommys von Bedeutung sind.

Können sie sich vorstellen was mit Punkt 1 gemeint sein könnte? Denken sie es sich, sagen sie es jedoch nicht laut. Nicken sie einfach nur, wenn sie wissen was für ein ambitioniertes Projekt gemeint sein könnte.

Hans grinste und klopfte Bruno Wörner auf die Schulter. "Nun, dann werde ich mich wohl mal um den Papierkram kümmern und ihn dem Generalleutnant zukommen lassen, sobald er wieder da ist. Ich denke, er hat in dieser Frage die endgültige Entscheidungsgewalt. Stimmt's, Herr Oberst?"

Als Hoi über die Angriffe der Engländer berichtete, wurde Hans todernst und fluchte leise vor sich hin. "Verdammte Tommies! Wird Zeit, dass wir ihnen wirklich mal kräftig in ihre 5-Uhr-Tee-Hintern treten!" Sie gingen ein Stück, und vielleicht würde sich ihnen ja schon bald eine Gelegenheit dazu bieten. Nachdem der Oberst die beiden ein wenig zur Seite genommen hatte und kryptisch erklärte, was es mit dem "Unternehmen Herkules" auf sich hatte, sahen Wörner und Hans sich an, blickten daraufhin wieder zu Hoi und nickten quasi im Gleichklang.

Hans verstand. Vieles deutete sich schon länger an, wenn man Berichte, Artikel und andere Informationen betrachtete und 1 und 1 zusammenzählte.

In der Zwischenzeit hat der Adju den Leutnant Wörner herbeigeholt, noch nicht ahnend, was von ihm verlangt wird. Stramm stehend grüßt er vor dem General, der zwei Päckchen in der Hand hält.

Leutnant Wörner, Offiziere sind Vorbilder für die gesamte Truppe. Ihr Kommandeur hat mir äußerst positives über Sie berichtet.

Ich freue mich, Sie zum Oberleutnant befördern zu dürfen. Das EK II gibt's obendrauf...


Daraufhin drückt der General dem Oberleutnant die Hand, übergibt die Schulterstücke und heftet das EK II an die linke Brust. Der General betrachtet mit seinem Adju die nun einsetzenden Glückwünsche der anderen Kameraden und macht sich zum Aufbruch zu den anderen Regimentern fertig.

Hans wohnte der Beförderungs- und Auszeichnungszeremonie bei und war sichtilich stolz auf seinen Stellvertreter.

"Meinen Glückwunsch, Herr Oberleutnant", sagte er zu Wörner, während er zwinkerte und ihm die Hand schüttelte. "Sie haben es sich mehr als verdient, und das EK II steht Ihnen ebenfalls sehr gut!"
"Vielen Dank, Herr Kommandant! Ich bin noch ein bisschen sprachlos. Heute Abend werde ich meiner Frau schreiben."
"Tun Sie das, und grüßen Sie sie bitte herzlich von mir. Auch Ihren Nachwuchs!"
"Richte ich sehr gern aus, Herr Kommandant."

Sie verabschiedeten sich voneinander, und Hans machte sich auf, dem Divisionskommandeur zu folgen.

"Herr Generalleutnant, wenn Sie gestatten, begleite ich Sie."

Natürlich. Kommen Sie mit...

Glückwunsch noch zur Beförderung! Sie machen sich...


Habe mir hier die Gerätschaften angesehen und mit einigen Kameraden gesprochen. Nichts auszusetzen.
Verfolgen Sie Ihren eingeschlagenen Weg und Sie werden es noch weit bringen.

Hans nickte und stieg ebenfalls in den Wagen, indem der Divisionskommandeur saß, um die Regimenter abzufahren. Er blickte auf das neue Dienstgradabzeichen auf seinem Ärmel und lächelte dabei.

"Vielen Dank, Herr Generalleutnant! Das war eine äußerst schöne Überraschung, und ich habe mich sehr gefreut. Auch darüber, dass Sie mit meiner Arbeit hier bei der 3. zufrieden sind."

Nach einem kurzen Handzeichen des Kommandeurs fuhr der Wagen los, und gemeinsam steuerten sie die übrigens Abteilungen an.

Hans fuhr gemeinsam mit dem Gefreiten Hausmann seine unterstellten Einheiten ab. Bei der Panzer-Aufklärungs-Abteilung 3 unterhielt er sich mit Oberleutnant Wörner, begutachtete die Truppe und präsentierte anschließend den neu von ihm ausgearbeiteten Dienstplan. Der Oberleutnant nahm diesen entgegen und versicherte, augenblicklich die Soldaten der Abteilung zu informieren und entsprechende Befehle auszugeben.

Hans brach früh am Morgen auf. Niemand wusste etwas von der Aktion, die er überraschenderweise geplant hatte - niemand außer sein Sekretär, der Gefreite Hausman, sowie Oberleutnant von Harder von der Nachschub-Kompanie. Dieser versorgte ihn neben Süßigkeiten mit einem langen roten Kapuzenmantel und etwas Watte, die sich Hans ins Gesicht klebte.

Bei der Panzer-Aufklärungs-Abteilung 3 erschien ein rot gekleideter und bärtiger Mann mit einem langen Holzknüppel als "Gehhilfe" sowie einem braunen Leinensack, den er über den Rücken geworfen trug. Verdutzt schauten sich die Soldaten an, doch dann begriffen sie: es war der Nikolaus, der sie an diesem Morgen des 6. Dezember 1944 "aufsuchte". Hans genoss dieses Schauspiel. Es war ihm wichtig, diese Tradition aufrecht zu erhalten und den Soldaten, die an diesen Tagen nicht bei ihren Familien sein konnten, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Somit verteilte er Schokoladen an seine Kameraden und ermahnte jeden, auch im nächsten Jahr wieder gehorsam zu sein - ansonsten ließe er den Knüppel sprechen. Nach einer Weile ging er wieder davon.