Beitrag Di 23. Feb 2021, 09:29

Altmärkische Kettenwerke GmbH (Alkett)

Altmärkische Kettenwerke GmbH (Alkett)



Fertigung des "Neubaufahrzeuges".


Während des Zweiten Weltkrieges war einer der wichtigsten Hersteller für Panzerfahrzeuge und Panzerumbauten die Altmärkische Kettenwerke GmbH, besser bekannt unter dem Namen Alkett. Die Alkett war ein Tochterunternehmen der Rheinmetall-Borsig AG und wurde 1937 gegründet. Das Stammwerk befand sich in Berlin-Borsigwalde. Hier wurde das ehemalige Gelände der Rota Waggon- und Maschinenbau GmbH genutzt und ausgebaut, welche 1928 in Konkurs gegangen war. Im weiteren Verlauf der Jahre kamen noch weitere Standorte hinzu.

Die Alkett war ein großer Entwickler von Panzerfahrzeugen und auch teilweise alleiniger Hersteller oder Lizenznehmer einiger der wichtigsten Panzerfahrzeuge der Wehrmacht, darunter beispielsweise der Panzerkampfwagen II, der Flakpanzer I, der Panzerkampfwagen VIII „Maus“ oder auch der Sturmhaubitze 42.


Stammwerk / Werk I

Das Stammwerk oder später auch als Werk I bezeichnete Gelände befand sich in der Breitenbachstraße 33-36. Da das Gelände der ehemaligen Rota Waggon- und Maschinenbau GmbH ziemlich verwahrlost und runtergekommen war, mussten dort aufwändige Aus- und Umbauarbeiten durchgeführt werden. Neben dem Haupteingang auf der linken Seite wurde der Verwaltungssitz eingerichtet. Dieser befand sich direkt an der Straße und war schnell und leicht zugänglich für die Mitarbeiter. Im Keller wurde für alle Mitarbeiter eine Kantine eingerichtet. Neben dem Haupteingang auf der rechten Seite wurde die Telefonzentrale, die Werkfeuerwehr und eine Umspannstation eingerichtet und aufgebaut. Um mit der Produktion von Fahrzeugen beginnen zu können wurden hinter dem Verwaltungsgebäude die Hallen 1 bis 8 errichtet.


Erhalten gebliebene Werkshalle in der Breitenbachstraße, Berlin.



Da der Bedarf an Panzerfahrzeugen während des Krieges extrem anstieg musste das Firmengelände erweitert werden. Deshalb wurde das ehemalige Gelände der Löwen-Fabrik gekauft. Hier begann man umgehend weitere Montagehallen zu errichten, die Hallen 9 bis 12. Die Halle 12 war eine besondere Halle, denn hier befand sich die Versuchsstelle für ausländische Panzerkonstruktionen. In dieser Halle testeten die Ingenieure der Alkett z. B. den T-34 oder den Sherman-Panzer um eventuell für die eigene Produktion Stärken oder Schwächen herauszufinden.

Da die Firma die Breitenbachstraße während der Jahre fast vollständig für sich benutzte wurde gegen Spionage die Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt. Während des Krieges richtete Alkett eine technische Abteilung ein. Diese befand sich in den angemieteten Werkhallen der Hartung-Jachmann AG. Zusätzlich richtete man dort auch einen Luftschutzkeller für die Angestellten ein, jedoch durfte die Zivilbevölkerung diesen ebenfalls nutzen.

Im Werk I arbeiteten zwischen 3.000 und 4.000 Beschäftigte. Ab 1941 kamen zur normalen Belegschaft noch ausländische Mitarbeiter aus Italien und Belgien hinzu. Diese hatten sich, mehr oder weniger, freiwillig zur Arbeit in Deutschland gemeldet. Untergebracht wurden sie in einem Barackenlager in der Holzhauser Straße. Zu erwähnen ist, dass dieses Lager nicht bewacht wurde und die Arbeiter sich dort frei bewegen konnten.

Nebenan gab es jedoch ein bewachtes Barackenlager für polnische Zwangsarbeiter. Eine Straße weiter gab es ein bewachtes Lager für italienische Militärinternierte. Aber auch russische und jugoslawische Kriegsgefangene wurden zur Arbeit bei Alkett eingesetzt.

Fertiggestellte Panzer und Panzerfahrzeuge wurden auf der nahegelegenen Holzhauser Straße Probe gefahren. Dies war ein alltägliches Bild für die Anwohner und das Stadtbild, denn täglich wurden zwischen 10 und 20 neue Panzer fertiggestellt. Da das Werk über eine Eisenbahnanbindung verfügte wurden auch beschädigte Panzer von der Front zu Alkett geliefert und vor Ort repariert.

Zwischen dem 23. und 26 November 1943 kam es zu einem alliierten Luftangriff auf Berlin. Dabei wurde das Verwaltungsgebäude beschädigt und stürzte teilweise ein und in der Holzhauser Straße brannten die Bürobaracken vollständig nieder. Um einem weiteren Luftangriff zu entgehen wurden Teile der Fertigung nach Falkensee zum Reichsbahn-Ausbesserungswerk Albrechtshof der Berliner S-Bahn verlagert. Am 6. Oktober 1944 kam es zu einem erneuten Luftangriff und dabei wurden die Werkhallen 1 bis 5 zu 80% zerstört. Während der Schlacht um Berlin besetzten die Truppen der roten Armee die Werkanlagen am 23. April 1945. Drei Tage zuvor, am 20. April 1945, erhielt der Obermeister Franz Hahne eines der nur zweimal verliehen Goldenen Ritterkreuze zum Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern.


Werk II

Das Werk II befand ich im Berliner Stadtbezirk Tegel. Dieses Werk hatte auch die Bezeichnung Maschinen und Gerätebau Tegel, oder auch kurz Maget. Hier wurden einige Hallen in direkter Nachbarschaft zum Borsig-Werk eingerichtet. Hier wurden unter anderem auch Schusswaffen vom Typ MG 34 und später MG 42 hergestellt.


Werk III

Das Werk III befand sich in der Straße der Freiheit 16-17 in Berlin Spandau. Leider konnten keine weiteren Informationen zum Werk III gefunden werden.


Werk Falkensee

Da die drei Werke mitten in Berlin immer mehr zum Angriffsziel wurden, wurde am 6. September 1943 am Falkensee, westlich vom Berliner Stadtrand, ein neuer Fabrikbau fertiggestellt. Der Schwerpunkt in diesem Werk lag auf dem Sturmgeschütz III (StuG III), eines der meist produzierten Panzerfahrzeuge Deutschlands. 20 km westlich der anderen drei Werke, am See und in der Nähe vieler Wälder, war die Fabrik vorerst verborgen geblieben.

Jedoch war die Fabrik am 6. September noch nicht einsatzbereit. Zwar standen schon das Kraftwerk und die Produktionshallen, aber die gesamte Infrastruktur für Schiene, Strom und Wasser gab es noch nicht. Auch wenn die Fabrik noch im Bau war, begann man schon früh mit Tarnmaßnahmen. Hierbei wurden große und viele Tarnnetze auf die Dächer gelegt.


Fertigung von StuG III Ausf.G und StuH 42 in der Werkhalle von Alkett.



Auch wenn die Fabrik noch nicht einsatzbereit war, begann man schon früh mit dem Bau eines Militärdepots, 2 km östlich der Fabrik. Diese Anlage sollte ein Fahrzeug-Reparaturdepot werden und bestand aus zwei gesicherten Bereichen zu beiden Seiten der Falkenseeer Chaussee. Hier sollten dann, auf offenen Stellplätzen und innerhalb von Werkshallen, Fahrzeuge zusammengebaut oder beschädigte Fahrzeuge repariert werden.


Widerstand

Ab 1943 gab es in der Fabrik immer wieder Sabotageakte und illegale Flugblätter. Hauptakteur war der Konstrukteur Hugo Kapteina. Er und einige Mitstreiter verteilten immer wieder ungesehen Flugblätter oder schweißten Leiträder (die hinteren Umlenkräder) mit überhöhter Stromstärke an. Das hatte zur Folge, dass die Schweißnähte nicht sehr lange hielten und es zu Schäden und Brüchen bei den Panzern kam. 1944 wurde Hugo Kapteina verhaftet und am 20. April 1945 hingerichtet.


Nach dem Krieg

In den ersten Monaten nach Kriegsende wurde die Demontage des Werkes I angeordnet. Allerdings befand sich das Werk im, von der Konferenz von Jalta, festgelegtem französischen Sektor von Berlin. Dementsprechend hatten die Sowjets nur wenig Zeit und konnten nicht alles abtransportieren. Mit den Maschinen welche nicht demontiert wurden, wurden in der ersten Zeit Alltagsgegenstände wie Töpfe und Eimer hergestellt. Ab 1948 begann die Produktion im Maschinenbau. Zu der Zeit hatte sich Alkett aber bereits von großen Teilen des Werkes getrennt. Ab 1953 wurde die Altmärkische Kettenwerke GmbH in Alkett GmbH umbenannt und hatte noch die Hallen 10 bis 12 zur Verfügung. Hier wurden Schweißpressen, Zahnräder, Getriebe, Metallhobel und Edelstahlschrauben hergestellt, allerdings mit nur mäßigem Erfolg. Ende der 1950er Jahre erfolgte dann eine erneute Umbenennung in Alkett Maschinenbau GmbH. 1966 wurde dann, auf Veranlassung des Bundesschatzministeriums, die Alkett mit anderen West-Berliner Firmen wie Borsig, Werner GmbH, BMAG und Typograph in die Deutsche Industrieanlagen Gesellschaft mbh (DIAG) eingegliedert. Heute befindet sich der Firmensitz in Essen.


Quellen



Autor: Kanthe