Beitrag Sa 15. Nov 2014, 15:36

SS-Hauptsturmführer Amon Göth

Amon Leopold Göth, SS-Hauptsturmführer




* 11. Dezember 1908 in Wien
† 13. September 1946 in Krakau



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Jugend



Amon Franz, Vater von Amon Göth



Schlechtes Wetter begleiten die Geburt von Amon Leopold in Wien Gumpendorf am 11. Dezember 1908. Die Mutter Bertha Göth und der Vater Amon Franz mussten lange auf die Geburt ihres Sohnes warten. In der Morizgasse, im Haus Nr. 5 war es dann endlich soweit. Unter Mithilfe der Hebamme Maria Altmann erblickte Amon jun. das Licht der Welt.

Bereits eine Woche später empfängt der Junge das heilige Sakrament der Taufe und führt eine Tradition der Familie Göth fort – den altägyptischen Vornamen Amon (bzw. Amun).

Seine aus einfachen Verhältnissen abstammenden Eltern (Vater Amon Franz hat gleich acht Geschwister) haben sich immerhin erfolgreich als „Buch- und Kunsthändler“ versucht und konnten so dem Sprössling eine angenehme Kindheit ermöglichen, in der es ihm an nichts fehlen sollte.

Von Anfang an war er der Liebling seiner Tante Käthe, die sich aufopferungsvoll um ihren Neffen, den sie liebevoll „Mony“ nannte, kümmerte. Sie selbst blieb kinderlos.

Mutter Bertha ist diejenige, die die Geschäfte am Laufen hält. Sein Vater Amon Franz spielt eher den gebildeten, perfekt Englisch sprechenden Gentleman, der in der Welt umherreist. Kurz gesagt: die Frau im Hause Göth verdient das Geld, der Mann gibt’s wieder aus.

Aufgrund der gut laufenden Geschäfte lebt die Familie in guten bürgerlichen Verhältnissen.

Der erste Weltkrieg ist für den gerade eben erst eingeschulten Amon Leopold ein Ereignis, dass sich in weiter Ferne abspielt. So nimmt der 7-jährige davon kaum Notiz.



"Mony Göth"



Am 29. Mai 1919 wird Mony im großen Stephansdom mitten in Wien gefirmt. Zu dieser Zeit ist die österreichische Monarchie bereits zusammengebrochen und die neue Republik Österreich ausgerufen worden, für die sich der Junge jedoch schon in diesen frühen Tagen nicht begeistern kann.

Schon hier ist dem 11-jährigen Schulkind klar, dass dieses kleine Österreich den Kampf ums Überleben nicht gewinnen kann, ja gar nicht gewinnen soll – der Anschluss an das große brüderliche Deutschland kann das einzige, reale Ziel nur sein.

Mony bereitet seinen Eltern in seiner Schulzeit vielerlei Sorgen. Weder ist er gewillt sich für das gutbürgerliche Leben zu begeistern, noch hat er sonderlich große Lust in die Schule zu gehen, um dort etwas zu lernen. Die Noten sind dementsprechend und daher entscheiden sich die Göths dafür, ihren Sohn in eine Klosterschule ins Waldviertel (eine ländliche Gegend nördlich von Wien – Richtung tschechische Grenze) zu schicken.

Die großen Hoffnungen, die seine Eltern in das Konvikt Waidhofen a.d. Thaya (eine Oberrealschule) gesteckt haben, werden jedoch nicht erfüllt. Ihr Sohn hat seinen eigenen Willen und bereits in der 10. Klasse ist für ihn der Punkt erreicht an dem er die „lästige Quälerei namens Schule“ – wie er selbst behauptet – beendet.

Zwei Jahre vor der Matura (Abitur) tritt er aus der Schule aus und entschließt sich, zur großen Freude seiner Eltern, in deren Verlag mitzuarbeiten. Er soll den Beruf eines Verlagsbuchhändlers erlernen und damit später einmal den elterlichen Betrieb übernehmen und fortführen.


Frühe Nazis



Heimwehraufmarsch in Wiener Neustadt, 1931. Im Vordergrund Mitglieder des Steirischen Heimatschutzes.



Doch bevor er noch aus dem ruhigen Waldviertel nach Wien zurückkehren kann, folgt er einem Freund zu einer Veranstaltung der lokalen, neuen „Hakenkreuzler“.

Schon nach dieser ersten Veranstaltung hat Mony seinen Platz gefunden. 1925 tritt er der „Vereinigung der nationalsozialistischen deutschen Arbeiterjugend Deutsch-Österreichs“ bei. Schnell kann er hier Fuß fassen und ist bereit, tatkräftig gegen die sich ausbreitende „Judenseuche“ zu kämpfen. Er übernimmt frühzeitig diese und andere Parolen und ist sofort bereit, auch Gewalt gegen selbst definierte „Feinde“ des deutschen Volkstums einzusetzen. Er fühlt sich berufen, „sein Volk und den deutschen Arbeitsmenschen aus der Knechtschaft zu befreien“. Bis zu seinem Tod wird er diesen Grundsätzen, denen er zu seiner frühen Jugend folgen lernte, treu bleiben.

Trotz allen Eifers, mit dem er bei den jungen „Hakenkreuzlern“ von Anfang an dabei ist, tritt er 1927, im Alter von 19 Jahren der 5. Kompanie des „Steirischen Heimatschutz Verbandes Wien“ bei. Zu diesem Zeitpunkt waren die österreichischen Nationalsozialisten nur eine unbedeutende Vereinigung die bei Wahlen gerade mal 30.000 Stimmen bekamen. Vermutlich war er vorübergehend der Meinung, beim Heimatschutz-Verband besser aufgehoben zu sein.

1929 war Amon Göth wieder vermehrt bei den österreichischen Nazis zu finden ohne ihnen jedoch beizutreten.

Als 1930 die NSDAP zu der zweitstärksten Partei in Deutschland wird, ist dies für den Heimatschutz in Österreich das Signal, die Seiten zu wechseln und in Scharen den österreichischen Nazis beizutreten. Am 13. Mai 1931 tritt Amon Göth schließlich doch als Mitglied Nr. 510.764 der NSDAP-Ortsgruppe Margareten bei. Sofort wird er politischer Leiter der SA in seiner Ortsgruppe und gilt als ehrgeiziger SA-Mann, der noch eine große Karriere vor sich haben sollte.

Nach der Machtergreifung Hitlers in Deutschland am 30. Januar 1933 ist Amon Göth bereits kein SA-Mann mehr, sondern schließt sich nun der SS, dem Sturm „Libardi“ an und erhält die Ausweisnummer 43.673. Sofort wird er als SS-Scharführer Adjutant des Stabsführers im Stab der 52. SS-Standarte eingeteilt und ist nebenbei noch Motorstaffelführer. Von Anfang an wird er als „vorbildlicher SS-Kamerad“ bezeichnet und ihm werden „große Verdienste um die Partei“ bescheinigt.

Nach Sprengstoffanschlägen in Krems, die Angehörigen der österr. SS angelastet werden, muss Amon Göth nach Deutschland flüchten, um den Fängen der Justiz zu entgehen. Zu diesem Zeitpunkt war Amon Göth bereits Führer der Motorstaffel der SS Niederösterreich.

Er wird später (1939) sogar Antrag auf den Blutorden stellen, aufgrund seiner frühen „Aktivitäten“ in der österreichischen SS. Jedoch wird ihm dieser Orden nach längerem bürokratischen hin-und-her nicht verliehen.



Kragenspiegel SS-Scharführer



Er flüchtet nach München und freundet sich dort mit einem Doggenzüchter namens Josef Stehberger an. Er hält sich mit Schmuggel bzw. mit dem Verkauf geschmuggelter Waren über Wasser. Im Oktober 1933 wird er schlussendlich doch noch von der österreichischen Polizei verhaftet, darf jedoch Weihnachten wieder in Freiheit, im Kreise seiner Familie feiern. Um dem Treiben ihres Sohnes Einhalt zu gebieten, bekommt Amon von seinen Eltern eine junge Dame vorgestellt. Die Eltern schlagen ihm vor, nun endlich sesshaft zu werden und zu heiraten. Zu aller Überraschung stimmt Amon zu und schon am 7. Januar 1934 heiratet Amon Göth die vier Jahre ältere Olga Janauschek, eine Bankbeamtin aus Wien.

Lange hält diese Ehe jedoch nicht, denn schon im Frühjahr 1936 krieselt es, da es Amon Göth wieder zu seinen alten SS Kameraden zieht. Doch bevor er sich wieder ganz dem damaligen Treiben der österreichischen SS widmen kann, stirbt am 5. März 1936 seine Mutter Bertha Göth an Brustkrebs.

Dieser schwere Schlag für Amon und seinen Vater bewegt ihn dazu, seine Karriere bei der SS vorerst sein zu lassen und den elterlichen Betrieb in die Hand zu nehmen. Er möchte allen zeigen, dass er den Betrieb erfolgreich weiterführen kann und scheut auch nicht davor zurück, die Bücher seines Verlages persönlich unter das Volk zu bringen und verkauft diese in den Wiener Kaffeehäusern.

Eine Anekdote aus dieser Zeit: Amon lernt bei seinen Verkaufstouren durch die Kaffeehäuser eine attraktive, junge, rothaarige Dame kennen. Er unterhält sich längere Zeit bestens mit ihr, bis ihn ein Freund diskret darauf hinweist, dass diese Frau Jüdin sei – Amon Göth dreht sich um und verlässt wortlos das Lokal – er lässt die Frau einfach sitzen ohne ein Wort zu sagen, denn mit Juden darf er nicht verkehren. Am 15. Juli 1936 soll endgültig die Scheidung von Olga Göth ausgesprochen werden. Olga wird damals von einem zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten Juristen namens Arthur Seyß-Inquart vertreten. (Mit Urteil des Erzbischöflichen Diözesangerichtes wird am 12. Dezember 1940 sogar die kirchliche Ehe zwischen Amon und Olga für ungültig erklärt. Als Grund gab Amon an, dass er zum Zeitpunkt der Eheschließung noch nicht für diesen Schritt bereit gewesen sei und deshalb die Ehe auch kirchlich geschieden werden sollte.)


Eine Karriere beginnt...



Heldenplatz, Rede Adolf Hitler



Im Sommer 1937 zieht Amon Göth nach München zu Josef Stehberger und startet nun den zweiten Anlauf zu seiner SS-Karriere. Vorrübergehend drohte ihm jedoch der Ausschluss, da er scheinbar ernste Meinungsverschiedenheiten mit seinem damaligen Vorgesetzen hatte – als dieser jedoch selbst die SS verließ, konnte Amon Göth seinen Dienst weiter versehen.

Nach dem Anschluss Österreichs kehrt Amon Göth zurück nach Wien und heiratet abermals. Diesmal ist Frau Anna Geiger die Glückliche. Eine sportliche junge Frau, die voll auf Monys Wellenlänge ist – sie fährt gerne Motorrad und besucht regelmäßig Motorradrennen, wo sich die Beiden auch kennengelernt haben.

„Anny und Mony“ geben ein Traumpaar ab, ganz im Sinne der SS, deshalb tritt Amon auch 1939 aus der Kirche aus und bezeichnet sich von nun an als „gottgläubig“.

Auch im Verlag der Göths läuft es gut. Der Betrieb erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von 1,5 Millionen Reichsmark und kann derartige Umsätze bis 1944 halten.

Amon Göth entschließt sich nun zu einer Beteiligung an der Hermes Druck- und Verlagsanstalt, sein aggressives Vorgehen dabei handelt ihm jedoch Probleme ein. Sein Betrieb wird einer Prüfung unterzogen. Der Betrieb der Göths macht sogar in der Zeitschrift der SS dem „Schwarzen Korps“ negative Schlagzeilen, da Außendienstmitarbeiter des Verlages zu aggressiv beim Verkauf der Bücher vorgehen.

Im Juli 1939 kommt Peter, der Sohn des jungen Paares zur Welt. Das Glück währt jedoch nicht lange. Schon am 9. Februar 1940, als das Ehepaar für einige Stunden das Haus verlässt, finden sie bei ihrer Rückkehr ihren Sohn tot zu Hause auf. Er ist an den Folgen einer Diphterie-Infektion verstorben.



Amon Göth, ca. 30 bis 35 Jahre alt



Am 9. März 1940 verlässt Göth Wien und damit seine Familie und rückt in das Sonderkommando des Reichsführer-SS in Kattowitz ein. Er bekleidet dort die Position eines Verwaltungsführers der Einsatzführung Ost Oberschlesien. Im Januar 1941 wird er zum Oberscharführer befördert.

Am 30. März 1941 kommt Ingeborg Göth zur Welt. Amon Göth hatte sich einen Sohn gewünscht, doch als er seine Tochter zum ersten Mal sieht, ist er sofort hin-und-weg von ihr und verliebt sich unsterblich in seine Tochter.

Das Dienstzeugnis Amon Göths, ausgestellt am 14. Juli 1941 von SS-Sturmbannführer Otto Winter ist tadellos. Er beschreibt Göth als „charakterlich und weltanschaulich gefestigt, frei von jeder konfessionellen Bindung“. Sogar Ernst Kaltenbrunner selbst, damals noch Führer des SS Oberabschnittes Donau, bezeichnet Göth als „aufrechten Nationalsozialisten, opferfreudigen und einsatzbereiten SS-Mann, der zum SS-Führer geeignet ist“.

Am 9. November 1941 wird Amon Göth zum SS-Untersturmführer befördert, da sein „rassisches Gesamtbild“ stimme, er „fälisch-ostisch“ gepaart mit „mutiger, bestimmter Haltung“ und „umfassenden Wissen“ ausgestattet sei und bei ihm keine Mängel und Schwächen zu erkennen seien. Göth gilt schon hier als hervorragender Organisator. Nicht zuletzt deshalb wird Amon Göth im Frühjahr 1942 zum Stab Odilo Globocniks nach Lublin versetzt. Seine erste Aufgabe ist der Ausbau des Lagers Budzyn. Göth soll es für 2.000 Zwangsarbeiter vorbereiten, die ab Oktober 1942 dort für die Flugzeugwerke Heinkel Tragflächen für Flugzeuge herstellen sollen. Wieder macht sich Göth bei der SS einen Namen indem er im Ghetto von Konskowola gnadenlos Zwangsarbeiter selektiert und die Alten und Schwachen sofort am Marktplatz erschießen lässt. Auch die Kranken (zu diesem Zeitpunkt herrscht im Ghetto eine Ruhrepidemie) werden auf Göths Befehl hin sofort exekutiert.

Im Rahmen der „Aktion Reinhard“ lernt Amon Göth seinen Landsmann Adolf Eichmann kennen. Ihm hat er später zu verdanken, dass er nicht schon frühzeitig aufgrund seiner Bestechlichkeit aus der SS ausgeschlossen wird. Denn schon zu dieser Zeit lernt Göth, dass es im ehemaligen Polen jede Menge jüdische Vermögenswerte gibt. Diese warten nur darauf, dass sie sich jemand aneignet. Die SS plant bereits seit November 1941 die Ermordung von 2,5 Millionen jüdischen Polen.

Zuvor scheiterten diese Pläne an einem unübersichtlichen Hick-hack durch unklare Zuständigkeiten und Kompetenzen zwischen Hans Frank und Heinrich Himmler.

Am 13. August 1942 wird Göth zum „Fachführer der Waffen-SS“ beim Höheren SS- und Polizeiführer Ost ernannt, wird jedoch vorerst nicht befördert.


Erste Lagererfahrungen



Eines der vielen Massengräber im Distrikt Lublin während der "Aktion Erntefest" im Jahr 1943



Göth hatte sich aufgrund seiner Skrupellosigkeit und seines Einsatzes für eine neue Aufgabe hervorgetan – er übernimmt im Herbst 1942 das Kriegsgefangenenlager von Ponaitowa. Ursprünglich (seit September 1941) waren hier 24.000 russische Kriegsgefangene interniert.

Bis zum Frühjahr 1942 hatte man jedoch ganze 22.000 Insassen sterben lassen, da die sanitären Anlagen praktisch nicht vorhanden waren und man eine Thyphus-Epidemie im Lager medizinisch nicht bekämpfen konnte oder wollte. Zu Beginn des Jahres 1942 starben in diesem Lager bis zu 1.000 Menschen pro Tag!

Göth plante sofort, die Zwangsarbeiter im Lager Ponaitowa so rasch wie möglich auf 9.000 bis 10.000 Arbeiter aufzustocken. Geplant waren hierfür Juden aus der Slowakei bzw. aus Göths Heimat Wien. Sie sollten für die nahe gelegenen Textilfabriken von Walter Toebbens schuften und dort Wehrmachtsuniformen herstellen.

Später (Anfang November 1943) wird dieses Lager im Rahmen der „Aktion Erntefest“ vollständig liquidiert. Zuerst müssen die Insassen angebliche Splittergräben gegen Luftangriffe graben, um später in 50er Gruppen an die Grubenränder geführt und erschossen zu werden. Insgesamt müssen am 4. November 1943 ca. 14.000 Menschen sterben. Eine einzelne Baracke in der sich jüdische Widerstandskämpfer bewaffnet verbarrikadiert haben und das Feuer auf die SS-Wachmannschaften eröffnen wird von selbigen in Brand gesetzt und die Aufständischen verbrennen bei lebendigem Leibe.

150 bis 200 Menschen aus diesem Lager werden am Leben gelassen um die Kleidung der Exekutierten zu sortieren bzw. die Leichen zu verbrennen. Als sie sich geschlossen weigern, erleiden sie das selbe Schicksal wie ihre Leidensgenossen und werden hingerichtet. Noch am 28. Oktober 1942 ist Göth zurück in Krakau um die Räumung des dortigen Ghettos zu leiten. Auf die Szenen, die sich bei der Räumung des Krakauer Ghettos abspielen, muss man an dieser Stelle nicht im Detail eingehen. Der Film „Schindlers Liste“ behandelt dieses Thema nur allzu anschaulich. Das Zwangsarbeitslager Podgórze war ursprünglich als Auffanglager für die Juden aus dem Krakauer Ghetto geplant, allerdings hat sich die höhere SS-Führung für den Neubau eines Lagers in Plaszów entschieden.


Plaszów - Göths Reich in dem er Gott spielte



KZ Plaszow



Amon Göth soll den Bau des Lagers leiten und später selbst Kommandant werden. Gefördert wird er von einem alten Kameraden, des Führers im SS-Abschnitt XIV, SS-Oberführer Julian Scherner. Scherner muss Göth nicht lange überreden, diesen Posten anzunehmen, da Göth immer schon sein eigener Herr sein wollte – mit der Kommandantur seines eigenen Lagers wäre dieser Traum erfüllt! Bereits am 10. Oktober 1942 beginnt Göth mit den Vorbereitungen bzw. mit dem Bau des Lagers. Auch hier entsprechen die Szenen aus Schindlers Liste der Wahrheit.

Mehrere jüdische Friedhöfe wurden zerstört und die Grabsteine zum Bau der Zufahrtsstraße des neuen Lagers verwendet. Die Toten wurden ausgegraben und einfach achtlos auf dem Gelände liegen gelassen. Der Anblick der vielen menschlichen Knochen, die in der Sonne vor sich hin bleichten, muss gespenstisch gewesen sein.

Die ersten Worte Amon Göths bei seinem Antritt in Plaszów vor allen versammelten Häftlingen: „Ich bin euer Gott“, gefolgt von: „Im Distrikt Lublin habe ich 60.000 Juden erledigt, jetzt ist die Reihe an euch!“

Grundsätzlich sollten im Lager Plaszów große Werkstätten erstehen. Die Firmen Optima und Unternehmen von Julius Madritsch sollten Ihre Produktionsstätten ins Lager verlegen, um direkt von den Zwangsarbeitern profitieren zu können. Für die nötige Motivation und Produktivität würde Göth schon sorgen.

Kontraproduktiv erscheinen dann erste Entscheidungen des Kommandanten für die arbeitenden Häftlinge lediglich 2.200 bis 2.500 Kalorien an Verpflegung täglich zu Verfügung zu stellen. (schwer arbeitende Menschen benötigen mindestens um die Hälfte mehr!)

Auch die erste grausige Überraschung hat Göth schnell für die Gefangenen parat. Zwei Mädchen flüchten aus dem Lager zurück nach Krakau ins Ghetto. Göth statuiert ein Exempel und erschießt daraufhin vor allen zum Apell angetretenen Häftlingen zwei jüdische Kapos. Die Beiden müssen sich niederknien, um die Schüsse des Kommandanten aus nächster Nähe zu erhalten. Göth nimmt nach der Exekution seinen Hut ab, füllt diesen mit dem Blut der Erschossenen und setzt ihn wahllos einem anderen Häftling auf mit den Worten: „Jetzt führst Du das Kommando!“ Göth lässt die beiden Mädchen im ehemaligen Ghetto suchen. Tatsächlich werden sie gefunden und in das Lager nach Plaszów zurückgebracht. Noch am selben Abend werden die Mädchen vor den komplett angetretenen Häftlingen gehängt. Als jedoch bei einer der Strick reißt, wird das Mädchen auf Befehl Göths noch einmal gehängt, diesmal feuert der Kommandant jedoch zusätzlich noch aus seiner privaten Pistole Schüsse auf den baumelnden Körper ab. Begleitet wird die Szene von einem Schlager, der über die Lautsprecher des Lagers dröhnt: „Komm zurück!“ von Rudi Schuricke.


Das Attentat






Es ist Januar 1943, als jüdische Widerstandskämpfer um Józef Liebermann, einem Zahnarzt aus dem Nebenlager Julag I, ein Attentat auf Amon Göth planen, um ein Zeichen des Widerstands zu setzen. Liebermann, der sich frei in Julag I bewegen kann, da er auch der Zahnarzt des Kommandanten und Gegenspieler Göths, Oberscharführer Franz-Josef Müller war, verkehrte oft im Haus von Marysia Pazda. Ihr Haus lag einige hundert Meter außerhalb von Julag I und wurde bevorzugt von SS-Leuten zum Mittagessen aufgesucht. Auch Männer des Ordnungsdienstes (OD) und Polen besuchten Marysia Pazda regelmäßig zu Mittag. Liebermann, der als jüdischer Zahnarzt in Julag I natürlich keinen Lohn bekam, nahm für seine Behandlungen auch gern Zuwendungen in Form von Alkohol, Zigaretten oder Essen entgegen. Manchmal bekam er auch Geld und andere Wertgegenstände für seine Dienste. Diese Wertsachen und auch eine Waffe nebst Munition wurde heimlich im Haus Pazda aufbewahrt. Marysia Pazda wusste aufgrund der vielen Besucher aus den Reihen der SS-Wachmannschaften, wann Göth das Lager Plaszów verlassen wird und oft sogar auch noch wohin er fährt. Informationen, die für die Widerstandskämpfer um Liebermann von großem Wert waren.

Schnell war ein perfekter Ort für das Attentat ausgemacht – eine Eisenbahnbrücke an der Grenze zu Podgórze, unter der die Hauptstraße von Plaszów ins Zentrum von Krakau führte. Es war bekannt, dass Göth oft eine Ausfahrt mit seiner offenen Kalesche, bespannt mit zwei Pferden auf dieser Strecke, unternahm. Ideal für ein Attentat auf Göth war die langsame Geschwindigkeit der Kalesche, in die man leicht an dieser Stelle Handgranaten werfen konnte, die Göth mit Sicherheit töten würden.

Die nötigen drei Handgranaten wurden im Untergrund gefertigt und bei Liebermann versteckt. Fünf Personen waren für die Aktion auserkoren. Liebermann selbst, sein Cousin Erwin und ein weiterer Insasse des Lagers namens Dunek Bernstein, sowie zwei Mädchen aus dem Krakauer Untergrund, Mania und Gusta. Beide Mädchen lebten in Krakau mit gefälschten Arier Ausweisen. Liebermanns Praxis grenzte mit einer Außenwand an Bahngleise – durch eine Tür, die immer versperrt war, konnte man hier das Lager verlassen. Liebermann hatte schon vor längerer Zeit den Schlüssel für diese Tür organisiert und konnte so heimlich das Lager verlassen wann er wollte.

Von einem Informanten schließlich bekamen die Attentäter Tag und Uhrzeit genannt, wann Göth an der vereinbarten Stelle vorbeikommen sollte. Zwischen vier und fünf Uhr Nachmittags sollte Göth die Brücke passieren. Liebermann und Bernstein warteten mit Pistolen bewaffnet an den jeweiligen Enden der Brücke, die beiden Mädchen mit Körben, wo die Handgranaten unter Lebensmitteln versteckt waren, auf der Brücke.

Wie vereinbart hatten an besagtem Tag alle ihre Positionen eingenommen. Die Mädchen warteten auf der Brücke und beobachteten den Verkehr darunter, Liebermann und Bernstein standen an den Enden der Brücke bereit, um notfalls die Flucht der Mädchen mit ihren Schusswaffen decken zu können.

Als Göth´s Kalesche endlich aus der Ferne sichtbar wurde, stieg bei allen die Spannung. Gespannt beobachtete Liebermann das langsam näherkommende Fahrzeug. Plötzlich konnte er erkennen, dass Göth nicht in der Kutsche war. Links und rechts der Straße kam auch schon der Kommandant mit SS-Männern angelaufen. Liebermann gab sofort das Zeichen zur Flucht. Doch es war bereits zu spät, sie wurden verraten. Ein russischer Wachmann, der vorgab, sich an den Deutschen rächen zu wollen, hatte den Attentatsplan verraten, da er (was Liebermann nicht wusste) in der Gunst von Amon Göth stand und von ihm bereits auf die Gruppe um Liebermann angesetzt war. Göth, der seine beiden Doggen mitgenommen hatte, ließ sie auch schon auf die Attentäter los.

Die Männer versuchten jeder für sich zu flüchten. Józef Liebermann gelang die Flucht über ein Fabrikgelände, es war schon dunkel als er wieder ins Lager Julag I zurückkehrte. Erwin Liebermann und Dunek Bernstein hatten weniger Glück, sie wurden von der SS gestellt und ins Lager zurückgebracht.

Göth fuhr im Lager Julag I vor und ließ auch sofort Józef Liebermann verhaften und mit ins Hauptlager nach Plaszów nehmen. Dort angekommen, wurde er sofort in die Folterbarracke geführt.



Amon Göth mit Gewehr



Man brachte ihn sofort in einen Raum, indem zwei Männer gefesselt, an den Füßen aufgehängt von der Decke hangen. Ihre Gesichter waren schwer entstellt und kaum noch zu erkennen. Liebermann merkte schnell, es sind Erwin und Dunek die hier schwer misshandelt wurden.

Keine Zeit blieb jedoch, sich um die Beiden zu kümmern, denn schon folgte Göth in den Raum und begann Józef wüst mit den Fäusten ins Gesicht zu schlagen. Göth zog einen Revolver und fuchtelte damit vor Józefs Gesicht herum und stieß wütende Morddrohungen aus. Liebermann leugnete alles und beteuerte, den gesamten Tag in der Praxis Patienten behandelt zu haben und schwor, von nichts eine Ahnung gehabt zu haben. Göth ließ von ihm ab, befahl ihn weiter zu foltern und verließ den Raum.

Liebermann hatte Glück, ein lettischer Wachmann namens Janetz, ein ihm wohlgesonnener Patient Liebermanns, erkannte sofort den Ernst der Lage. Er sorgte dafür, dass die Folterungen vorübergehend eingestellt wurden und eilte zu Göth. Tatsächlich erreichte Janetz, dass Józef Liebermann zurück ins Lager Julag I durfte, indem er persönlich für die Unschuld des Zahnarztes bei Göth garantierte. Der alte Gegenspieler Göths, Oberscharführer Müller wusste, dass Liebermann Kontakte zum Untergrund pflegte, unternahm jedoch nichts dagegen. Nach dem gescheiterten Attentat versuchte Müller ihn zwar auszuhorchen, welche Aktionen noch geplant seien, aber Liebermann schwieg.

Schließlich intervenierte Müller sogar bei Göth, auch die anderen beiden Attentäter nicht zu töten und wieder nach Julag I bringen zu lassen. Göth willigte ein, Erwin und Dunek nicht zu töten, ließ sie jedoch im OD-Gefängnis. Am Tage wurden sie zu Schwerstarbeit gezwungen und über Nacht wieder ins Gefängnis gebracht. Tatsächlich überlebten Beide den Krieg bzw. das Lager Plaszów und wurden in Tschenstochau von der Roten Armee befreit.

Ihr Überleben haben sie Józef Liebermann und vor allem Mania Chilowicz (der Frau des OD-Chefs) zu verdanken, die gute Kontakte zur SS hatte und persönlich für Erwin Liebermann und Dunek Bernstein eintrat. Sie konnte die Beiden noch kurz vor der Erschießung retten, sie knieten bereits entkleidet am berüchtigten Schwanzhügel.


Das Lager wächst



Reste der Deportation, März 1943 (Krakauer Ghetto)



Gut eine Woche später sollte das Krakauer Ghetto endgültig „liquidiert“ werden. Diese Aktion startete am 13. März 1943 und wird unter der Leitung von Göth zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten durchgeführt. Göth selbst durchschreitet die Straßen und Gassen des Ghettos mit seinen beiden Hunden und beaufsichtigt dabei, mit welcher Effizienz seine Befehle ausgeführt werden. Ein Zeitzeuge, Franz-Josef Müller beobachtet aus dem benachbarten Lager Julag I, wie der nicht enden wollende Zug, bestehend aus den Juden des Krakauer Ghettos zu Fuß in das Lager Plaszów ging. Am Ende der Marschkolonne fahren 3 Pferdefuhrwerke, die mit Toten beladen sind. Sie ziehen eine endlose Blutspur zum Lager, die noch tagelang zu sehen sein wird. Ganz am Ende der Kolonne fährt Göth selbst in seinem Wagen mit offenen Verdeck. Mietek Pemper, der Sekretär von Göth im Lager Plaszów wird später erzählen, daß Göth ohne mit der Wimper zu zucken und ohne Vorwarnung tötete. Nach der Räumung des Krakauer Ghettos sitzt Pemper zwecks Diktat bei Göth im Büro, als der Kommandant plötzlich aufsteht, ein Gewehr von der Wand nimmt, das Fenster öffnet und zu schießen beginnt. Nach einigen Schüssen, begleitet von Geschrei, schließt er das Fenster wieder, setzt sich wieder hin und fragt Pemper wo er stehen geblieben war – so als wäre nichts gewesen, als wäre er nur kurz durch irgendetwas Unwichtiges unterbrochen worden. Dass er soeben Menschenleben ausgelöscht hatte, machte ihm nicht weiter Kopfzerbrechen.

Über die erste Begegnung von Göth mit Oskar Schindler Anfang 1943 ist nichts bekannt, jedoch müssen sich die Beiden schnell gut verstanden haben. Es gab gewisse Gemeinsamkeiten, denn Beide waren sehr kontaktfreudig und konnten Menschen leicht manipulieren. Sie waren zielstrebig und verloren ihre Ziele nie aus den Augen.

Schindler ist auch einer der Wenigen, die Göth bei seinem Spitznamen Mony nennen dürfen. Finanzielle Zuwendungen und ständig wechselnde Frauenbegleitungen machen Schindler zu einem gern gesehenen Gast bei Göth´s allabendlichen Partys in seiner Villa.



Mietek Pemper



Oskar Schindler ist es auch zu verdanken, dass Göth im Frühjahr 1943 seine große Liebe Ruth Irene Kalder kennenlernt. Sie kam eines Abends als Begleitung von Schindler in das Rote Haus, die Villa von Göth direkt am Lager Plaszów. Ruth Irene Kalder wurde 1918 in Gleiwitz geboren. Ihr Vater war begeisterter Nationalsozialist und Parteimitglied und Inhaber einer Fahrschule. Sie besuchte in Essen die Schauspielschule und machte später ihr Diplom als Kosmetikerin. In Krakau arbeitete sie zu dieser Zeit als Sekretärin in einer Dienststelle der Wehrmacht. Ihr Ruf eilte ihr voraus, dass sie Abenteuern mit Uniformträgern nicht abgeneigt sei. Von diesem Tag an jedoch, als sie mit Schindler im Roten Haus bei Göth erschien, hatte sie nur mehr Augen für ihren „Mony“. Schnell werden die Beiden ein Paar und es entwickelt sich ein geregelter Tagesablauf.

Ein Ausritt morgens noch vor dem Frühstück, im Anschluss braucht Ruth mindestens eine Stunde für Körperpflege und Schminken, danach gibt sie die Dienstanweisungen an das Personal für den Tag heraus, während Göth sich dem Dienst im Lager widmet. Mittags ein opulentes Mahl in trauter Zweisamkeit. Göth pflegte Unmengen von Fleisch zu verzehren, dazu reichlich Gemüse und Obst. Ein Nachtisch mit Kuchen und Torten durfte nicht fehlen. Göth leistete sich den Luxus, einen eigenen Zuckerbäcker zu beschäftigen.

Am Nachmittag verrichtete Göth wieder seinen Dienst im Lager, während Ruth ihre Zeit oft mit Tennis oder beim Baden mit anderen Offiziersfrauen verbrachte.

Am Spätnachmittag wurde schon wieder an die Party am Abend gedacht und evtl. noch neue Kleider in Krakau gekauft. Bei dieser Gelegenheit konnten sich die Damen in Krakau ganz der Schönheitspflege widmen. Massagen und Gesichtsmasken standen hier oft an der Tagesordnung. Beim Abendamüsement wurde von Göth und seiner „Majola“ wie er sie nannte, großen Wert auf Live-Musik gelegt. Am liebsten hörten sie Jazz-Musik der Rosner Brüder – Gefangene aus dem Lager, die zu diesem Zweck in feinste Anzüge gekleidet waren, um nicht in den gestreiften Lager-Lumpen auftreten zu müssen. Man wollte die Gäste nicht mit derartig unschönen Dingen irritieren, man sollte sich amüsieren ohne groß nachzudenken.



Ruth Irene Kalder, die Geliebte von Göth



Später wird Ruth Irene Kalder die Zeit in Plaszów als die beste Zeit ihres Lebens bezeichnen. Bei einem Interview mit einem israelischen Journalisten wird sie resümieren: „Göth war ein Traum von Mann! Es war eine schöne Zeit. Wir waren gern miteinander. Mein Göth war König, ich war Königin. Wer würde sich das nicht gefallen lassen?“

Nur ganz wenigen gelang die Flucht aus dem gut gesicherten Lager Plaszów. Wenn doch mal jemand die Flucht gelang, dann wurde stets an der gesamten Baracke ein Exempel statuiert. Die Insassen der betroffenen Baracke mussten zum Appell antreten. Im Anschluss wurde jedem 10. ins Genick geschossen. Wurden die Flüchtigen zudem auch noch gefasst und ins Lager zurückgebracht, mussten sie mit einer möglichst grausamen und möglichst öffentlichen Hinrichtung rechnen.

Der Kommandant, Untersturmführer Amon Göth war auch bei seinen eigenen Wachmannschaften nicht beliebt, da er für jedes kleinste Vergehen oder Missgeschick Disziplinarstrafen verhängte. Es ging sogar so weit, dass Göth von Teilen der Mannschaften regelrecht gehasst wurde und sich gegen Ende des Krieges einige Feinde unter ihnen machte.

Natürlich sehen die Repressalien für „Missgeschicke“ seiner engsten „Angestellten“ (allesamt Juden aus dem Lager) etwas anders aus. Helene Hirsch z. B. bemerkt immer wieder den zufriedenen Gesichtsausdruck Göths, nachdem er sie misshandelt hatte.

Zu seiner Geliebten Ruth Kalder soll er später gesagt haben: „Selbst wenn sie einmal etwas richtig macht, selbst wenn sie ganz nett ist, bleibt sie doch eine Jüdin und ich habe sie zu verabscheuen!“

Göth hält sich einen privaten Fuhrpark im Lager, bestehend aus einem BMW-Sportwagen Cabriolet, einem 8-Zylinder Ford und eine 6-Zylinder BMW Limousine. Seine Autos werden von zwei jüdischen Zwangsarbeitern in Schuss gehalten. Als Göth eines Tages von einer Spritztour zurückkehrt und vor der Garage hält, kommt eine Frau mit einem Putzlappen und beginnt die Windschutzscheibe des Fahrzeugs zu reinigen. Göth meint nur zu seinem Chauffeur: „Was will diese Hure bei meinem Auto? Iwan, leg sie um!“ Der Chauffeur steigt aus, nimmt die Frau am Arm und erschießt sie noch an Ort und Stelle durch die Schläfe. Mit der Zeit erkennen die Häftlinge so etwas wie ein Ritual, das von Göth beim Töten verfolgt wird. Lässt sich Göth mit seinem weißen Schal und seiner Schirmmütze blicken, so steht eine Tötungsaktion bevor. Grundsätzlich lässt sich Göth, wenn er jemanden im Lager tötet, dessen Akte bringen, um auch die Verwandten des Ermordeten zu exekutieren. Seine Begründung: „Ich möchte keine unzufriedenen Gefangenen in meinem Lager haben!“

Am 15. März 1943 werden die letzten Juden aus Krakau in das Lager gebracht. 300 Menschen werden, gerade im Lager angekommen, direkt auf den Schwanzhügel geführt. Eine Erhebung am hinteren Ende des Lagers – uneinsichtig für die restlichen Häftlinge. Der bevorzugte Platz, an dem die Mörder Göths bestehend aus dessen SS-Wachmannschaften und auch ukrainischen Freiwilligen ihr grausiges Werk verrichteten. Nicht selten kam es vor, dass sich einige nicht zurückhalten konnten und sich auf die nackten Frauenleichen warfen und diese schändeten. Das Ghetto war geräumt, die Suche nach den letzten Juden, die sich noch verstecken konnten lief jedoch noch wochenlang und endete immer am Schwanzhügel in Plaszów. Göth und sein Freund und Gönner Julian Scherner, planen im März 1943 das Lager Szebnie in Zukunft als gemischtes Lager von Polen und Juden zu führen. Kommandant soll Göth werden, er habe sich in Plaszów als vorbildlicher Lagerführer hervorgetan, so Scherner. Zu diesem Zwecke reisen die Beiden nach Szebnie. Das Lager ist seit 11. März 1943 in Betrieb – zuvor von Oktober 1941 bis Frühjahr 1942 war es das Todeslager für tausende sowjetische Kriegsgefangene. An die 7.000 Russen hatte man hier elendig zugrunde gehen lassen. Scherner plant in Szebnie ein riesiges Zentrum an Sklavenarbeitern aufzubauen, um große Betriebe des Reiches hier ansiedeln zu lassen. Die erforderlichen Genehmigungen für seine Pläne hätte Scherner bereits so gut wie in der Tasche. Göth sieht in diesem Projekt eine weitere Möglichkeit, in der Karriereleiter zu steigen und sich nebenbei mit Hilfe der Großindustriellen zu bereichern. Die Pläne der beiden Freunde scheitern jedoch im Spätherbst 1943. Die Anzahl der verfügbaren Zwangsarbeiter erreicht nie die gewünschten Zahlen und so müssen sie ihre Pläne mit Szebnie aufgeben.

Um auf die gemeinsame Dienstreise von Göth und Scherner zurückzukommen, verbinden Beide derartige Gelegenheiten oft mit einem Besuch im Schloss Szebnie. Die Orgien, die sich in diesem Schloss abgespielt haben sollen sind legendär. Die damalige Lagerführung ließ es sich nicht nehmen, rauschende Feste für die Beiden hochrangigen Besucher zu veranstalten. Zu diesem Zweck wurden die schönsten jüdischen Frauen aus dem Lager in den Festsaal geführt. Sie wurden gezwungen, sich auszuziehen und zur allgemeinen Belustigung unter Peitschenhieben rund um die Festtafel getrieben.

Der damalige Kommandant von Szebnie, SS-Untersturmführer Anton Scheidt, ein treuer Gefolgsmann von Göth hatte sogar die Idee, die hübscheste Jüdin aus dem Lager herbeizuschaffen und sie unter den Augen der „Festgäste“ zum Geschlechtsverkehr zu nötigen. Diese Idee konnte jedoch noch von seinem Rivalen SS-Oberscharführer Anton Pospiech verhindert werden. Selbiger meldete auch diverse Gegebenheiten bei den Festen die im Schloss Szebnie gefeiert wurden an seine Vorgesetzten und Dienststellen in Krakau. Mitunter wird Göth und Scherner auch dieses Material später vorgeworfen und zum Verhängnis werden.


An Göths Vermögen klebt Blut



Göths Villa im KZ Płaszów


Am 28. März 1943 ordnete Amon Göth zum ersten Mal eine „Revision“ der Lagerbaracken an. 24 Stunden lang durfte niemand im Lager seine Baracke verlassen. Alle Ausgänge wurden von Ukrainern bewacht. Die meisten Baracken wurden von den SS-Mannschaften nach Wertgegenständen bzw. Geld durchsucht. Göth lies es sich jedoch nicht nehmen, sich manche Baracken höchst persönlich vorzunehmen. Der Ablauf war immer der Gleiche. Göth betrat die Baracke, legte seine Schirmmütze auf den Tisch und verlangte, dass jeder im Raum zwei Minuten Zeit hätte, seine Wertsachen in die Mütze zu legen. Und wehe dem Barackenkapo, wenn die Mütze nicht voll werden würde. Göth drehte sich um und sah aus dem Fenster, wartete mit schussbereitem Revolver in der Hand bis die Zeit verstrichen war. Nicht selten kam es vor, dass Göth trotz allen Drohungen noch Wertsachen fand, was die Betroffenen immer mit ihrem Leben zu bezahlen hatten. Binnen kürzester Zeit waren mehrere Koffer voll mit Wertgegenständen und Geld zusammengetragen. Göth pflegte diese Beute teilweise nach Wien zu seiner Familie zu schicken. Laut Vorschrift jedoch hätte er alles der Krakauer Erfassungsstelle für jüdisches Vermögen (geleitet von SS-Obersturmführer Belk) übergeben müssen, die das Eigentum aller Juden katalogisierten und dem Reich zuführten.

Am 14. Mai 1943 kann ein Zwangsarbeiter eines Arbeitskommandos, das außerhalb des Lagers beschäftigt ist, fliehen. Seine Flucht wird erst bei Eintreffen im Lager bemerkt. Göth ist außer sich und lässt 12.000 Häftlinge am Appellplatz antreten. Das betroffene Arbeitskommando muss vortreten und wird von ihm wüst beschimpft. Er droht damit, alle erschießen zu lassen, wenn niemand etwas zum Verschwinden des Häftlings sagen kann. Acht Juden treten vor und opfern sich für die restlichen Mitglieder des Arbeitskommandos. Die acht Juden haben an der Latrine anzutreten und werden von Franz Grün mit einer Maschinenpistole per Genickschuss getötet. Im Anschluss werden sie von einem Bagger verscharrt.

Damit jedoch noch nicht genug, am darauffolgenden Morgen ließ Göth noch einmal alle Arbeitskommandos am Appellplatz antreten. Darunter auch das Säuberungskommando, dessen Aufgabe es war, das Lager sauber zu halten und alle Spuren von Tötungen und Zerstörungen zu beseitigen. Da der Kapo des Säuberungskommandos Göth keine zufriedenstellende Antwort geben konnte, warum er mit seiner Arbeit noch nicht fertig war, begann Göth ihn mit dem Griff seines Revolvers zu schlagen. Als dieser zusammenbrach, tötete ihn Göth durch einen Schuss ins Genick. Als Göth die Reihen abschritt, blaffte er einen weiteren Zwangsarbeiter an, warum er denn so böse schauen würde – ob ihn nicht gefallen würde, was er hier mitansehen musste. Noch bevor der Mann etwas sagen konnte, schlug ihn der Kommandant bewusstlos, um ihn im Anschluss zu erschießen. Wenige Meter weiter stellte er einem weiteren Gefangenen die Frage: „Na? Gefällts Dir auch nicht?“ Auf diese Frage gab es keine Antwort, und so musste auch er sterben. Danach verließ Göth den Appellplatz und ließ die Arbeitskommandos abtreten. Eines Abends im Mai 1943 ist der Betriebsleiter von Julius Madritsch bei Göth zum Essen eingeladen. Als die Suppe serviert wird, verbrennt sich Göth mit dem ersten Löffel beinahe die Lippen. Er ruft sofort nach dem jüdischen Koch, als der nicht sofort erscheint, springt er auf und läuft Richtung Küche. Als ihm der Koch auf dem Weg entgegenkommt, packt er diesen am Arm, zerrt ihn vor die Villa hinaus und schießt ihn sofort in den Kopf.




Amon Göth



Am 24. Mai 1943 spricht das SS- und Polizeigericht Krakau VI Amon Göth von der Anklage wegen Zollhinterziehung frei. Göth kann aufatmen, denn im Falle einer Verurteilung hätte seine Karriere in der SS schnell ihr Ende gefunden. Vorangegangen war eine Anklage wegen Schädigung des Reiches durch Hinterziehung der Zollabgabe in der Höhe von RM 11.090,55 durch das Hauptzollamt Wien-Mitte. Göth soll unter dem Titel „Wehrmachtsgut“ im Jahre 1942 ganze 696 Flaschen ausländische Spirituosen, 12 Kg Parfümeriewaren, 1 Buffet, 2 kleine Sessel, sowie 18.000 Zigaretten an seine Frau und Familie nach Wien geschickt haben. Sofort wurde die GESTAPO eingeschaltet und die Kreisleitung informiert. Göth wurde letzten Endes freigesprochen, jedoch konnte er sich nie den Schmuggel-Gerüchten erwehren, die sich von da an um seine Person rankten.

Mitte Juli 1943 ist eine Arbeitergruppe damit beschäftigt, die Grabbauten des jüdischen Friedhofs abzureißen und damit die Zufahrtsstraße zum Lager Plaszów zu pflastern. Eine Jüdin kocht in der Nähe der Arbeiter Futter für die Schweine. Sie bemerkt nicht, dass Göth mit weißem Hemd und Halbschuhen bekleidet mit seinem Hund des Weges kommt. Sie isst heimlich eine Kartoffel, was Göth bemerkt. Sofort zieht er seine Pistole und schießt der Frau kommentarlos in den Kopf. Zwei Arbeiter, die in der Nähe stehen, sollen die Frau die den Kopfschuss offensichtlich überlebt hat, in einen der kochenden Kessel werfen. Die Beiden führen angewiedert den Befehl des Kommandanten aus. Als die Frau beinah ohnmächtig vor Schmerzen, händeringend in dem Kessel um sich schlägt, dass das kochende Wasser über den Kesselrand schwappt, befiehlt Göth noch den Deckel zu schließen. Einer der beiden Arbeiter erträgt den Anblick nicht und versucht davon zu laufen – er wird sofort von Göth erschossen. Die restlichen Arbeiter, die am Friedhof beschäftigt waren, senkten ihre Köpfe, um Göth nicht weiter heraus zu fordern. Die Frau musste, weil sie eine Kartoffel gegessen hatte, die an die Schweine hätte verfüttert werden sollen, nach einem Kopfschuss qualvoll in einem Kessel voll kochendem Wasser sterben.

Am 19. Juli 1943 kehrt eine „Arbeitsgruppe“, die außerhalb des Lagers beschäftigt ist, abends zurück. Unter Tags haben die Mitglieder dieser Gruppe für viel Geld zusätzliche Lebensmittel für die Lagerinsassen besorgt und diese in ihren Rucksäcken versteckt. An diesem Tag jedoch haben sie kein Glück. Am Tor des Lagers werden sie von 30 Ukrainischen Wachen gestoppt. Zugwachtmeister Glaser wittert hier ein Vergehen der Arbeitsgruppe und lässt sofort alle Rucksäcke auf den Boden entleeren während er den Kommandanten Göth holt. Als Göth am Tor eintrifft und die ausgebreiteten Lebensmittel am Boden entdeckt, hält er keine langen Reden, sondern nimmt einer Wache den Karabiner ab und schießt in die Menge. 2 Zwangsarbeiter fallen sofort tot um. Die 30 Ukrainer beginnen sofort damit, die Gefangenen mit Peitschen zu bearbeiten. Die Peitschen haben an ihren Enden Metallstücke angeknüpft, die sofort die Haut zerfetzen, wenn man damit getroffen wird. Göth brüllt nun die Gruppe an, dass sie das Versteck ihrer Wertsachen preisgeben sollen, wenn sie weiterleben wollen. Göth lässt vorerst die Auspeitschungen einstellen, als sich ein junger, 16-jähriger Jude meldet und Göth eine Ortsangabe diktiert. Daraufhin meint Göth nur lapidar, dass es schade um jede weitere Kugel sei und das Arbeitskommando ins Lager zurückmarschieren soll. Die Bestrafung ist jedoch noch nicht zu Ende. Alle erhalten noch 100 Peitschenhiebe auf das Gesäß, wobei sie währenddessen selbst laut mitzählen müssen. Sollten sie sich verzählen, wird mit der Bestrafung neu begonnen. Einige der Gefangenen überleben diese Bestrafung nicht.


Noch kann man Karriere machen



Amon Göth mit Kind



Ende Juli 1943 steht Göths erste Bewährungsprobe an. Der "Höhere SS- und Polizeiführer Ost" General Friedrich-Wilhelm Krüger kündigt eine Inspektion des Lagers Plaszów an. Göth lässt darauf hin alle Lagerinsassen Tag und Nacht durcharbeiten um das gesamte Lager in einwandfreien, sauberen Zustand präsentieren zu können.

Bei der Inspektion bekommt General Krüger mit seinem Gefolge ein menschenleeres Lager zu sehen, da die Gefangenen ihre Baracken nicht verlassen dürfen. Krüger zeigt sich beeindruckt und lobt Göth, was er aus Nichts geschaffen hat. Krüger stellt daher am 23. Juli 1943 in Absprache mit Generalleutnant Maximilian von Herff vom Personalhauptamt, Antrag auf Beförderung Göths zum SS-Hauptsturmführer. Göths Freund und Förderer Julian Scherner befürwortet natürlich dessen Beförderung, wobei Göth hier den Rang eines SS-Obersturmführers gleich überspringt und 2 Ränge aufsteigt. Göth zeigt sich bei seinem Freund natürlich entsprechend erkenntlich und lässt Scherner gleich 2 Häuser durch Zwangsarbeiter aus Plaszów errichten. Ein Haus an der westlichen Peripherie Krakaus in Cichy Kacik und eines im wunderschönen Skigebiet Zakopane.

Am 3. August 1943 besucht Julian Scherner das Lager Plaszów und hat die Ehre, zwei Todesurteile verlesen zu dürfen. Ein 16-jähriger Junge und ein Ingenieur der „Neue Kühler- und Flugzeugteilefabrik Kurt Hodermann - „NKF“. Die volle Belegschaft des Lagers ist bei diesem grausamen Schauspiel angetreten, niemand soll sich dem entziehen können.

Der Junge wird beschuldigt, Unruhe unter die ukrainischen Wachmannschaften gebracht zu haben, da er ein bekanntes russisches Volkslied angestimmt hatte. Der Ingenieur hatte eine Liste fehlerhaft erstellt. Bei der Exekution durch den Strang, der Junge soll als erster hingerichtet werden, passiert jedoch eine Panne - der Strick, an dem er aufgehängt werden soll, reißt. Der Junge fleht daher nochmals um Gnade, wird jedoch auf schroffen Befehl Göths hin nochmals gehängt. Während des Todeskampfs des Jungen schneidet sich der Ingenieur die Pulsadern auf und sackt blutüberströmt zusammen. Trotz allem soll auch er auf Befehl Göths trotzdem noch gehängt werden. Als Beide bereits am Galgen hängen und immer noch leben, wird Göth ungeduldig. Er flucht über den unfähigen Henker, zieht seine Pistole und schießt Beiden in den Kopf und beendet damit deren qualvollen Todeskampf. Spät Abends am 18. August 1943 kommt es zur größten Fluchtaktion in der Geschichte des Lagers. 16 ukrainische Wachleute fliehen gemeinsam mit zahlreichen jüdischen Insassen. Sie benutzen dabei zwei LKWs der Kommandantur nebst Waffen und Munition.

Da man die Flucht zu spät bemerkt, um sie verhindern zu können und auch die ersten Suchaktionen keinen Erfolg bringen, lässt Göth wahllos 200 Lagerinsassen erschießen. Ungewöhnlich dabei ist, daß die Exekutionen nicht am Schwanzhügel stattfinden, um an Ort und Stelle verscharrt zu werden, sondern die Leichen in 3 LKWs aus dem Lager gebracht werden. Wo die Leichen hingebracht wurden ist nicht bekannt.





Am 1. September 1943 beschließt Julian Scherner gemeinsam mit Amon Göth das Ghetto in Tarnów „liquidieren“ zu lassen. Die Bewohner des Ghettos sind hauptsächlich Arbeiter der Madritsch-Werke. Deshalb lädt Göth den Unternehmer Madritsch und seinen Betriebsleiter Raimund Titsch zu einem Abendessen ins Rote Haus ein. Pünktlich um 20 Uhr treffen die Beiden in Plaszów ein, geplagt von bösen Vorahnungen. Göth fackelt nicht lange und platzt sofort damit heraus, dass er vorhätte, das Ghetto Tarnów noch in dieser Nacht zu räumen. Madritsch und Titsch sollten in dieser Zeit seine Gäste sein und die Villa nicht verlassen. Scherner und einige andere SS-Offiziere bleiben ebenfalls im Roten Haus, um dafür zu sorgen, dass Madritsch und Titsch die Aktion nicht stören können. Göth bricht mit seinen SS-Schergen auch kurz darauf in Richtung Tarnów auf. Um 3 Uhr früh wird das Ghetto von SS und SD umstellt. Die Bewohner sammeln sich am größten Platz im Ghetto, den Magdeburger Platz.

Gegen 7 Uhr Morgens trifft Göth im Ghetto ein. Als einige Mutige an ihn herantreten und fragen, was denn los sei, antwortet er nur ruhig, dass das Ghetto nun geräumt werde. Die Insassen sollten Kleidung und vor allem Wertsachen mit ins Lager nehmen, da es dort von Vorteil wäre.

Er lässt alle Menschen auf dem Platz antreten und je nach Betrieb in dem sie arbeiten, aufstellen. Göth schreitet mit gezogener Pistole über den Platz während er die entsprechenden Befehle brüllt. Wer sich zu langsam bewegt wird von ihm sofort an Ort und Stelle erschossen. 2.000 Arbeiter werden ausgewählt und sofort zum Bahnhof gebracht, sie sollen nach Plaszów gebracht werden. Der Rest bleibt vorerst am Magdeburger Platz stehen. Sie sollen später ebenfalls in Züge verladen werden – diese Transporte allerdings haben das Ziel Ausschwitz. Nun beginnen die SS-Leute nach Kleinkindern zu suchen und werden fündig. 50 Personen werden gefunden, die ihre Babys in Säcken zwischen Wäsche oder in Rucksäcken versteckt hielten. Sie werden von Göth zu einer engen Gasse geführt. Göth befielt ihnen, in diese Gasse zu gehen und erschießt sie dabei von hinten mit seiner automatischen Waffe. Eine Familie nach der anderen wird in diese Gasse geführt und von Göth erschossen. Göth kommt bei dieser Aktion ins Schwitzen und muss eine Pause machen. Diese wird von GESTAPO-Beamten genutzt um denen den Gnadenschuss zu geben, die zwischen den Leichen liegen und sich noch bewegen.

Es ist nicht genau bekannt, wie viele Menschen von Göth bei der „Säuberungsaktion“ im Ghetto Tarnów getötet wurden, gesichert sind jedoch diese 50 Morde in der berüchtigten engen Gasse. Insgesamt werden an diesem Tag 2.000 Juden nach Plazów gebracht, sie kommen in ein Nebenlager mit eigenen Vergünstigungen als Arbeiter der Madritsch-Werke. Weitere 6.000 Menschen haben weniger Glück und werden direkt nach Ausschwitz gebracht und der dortigen „Sonderbehandlung“ zugeführt.

Madritsch schafft es, sein eigenes Nebenlager für Göth als neutrale Zone zu definieren, in der keine Tötungen stattfinden dürfen. Auch bekommen die Arbeiter zusätzliche Lebensmittelrationen genehmigt. Unbekannt ist jedoch, was Göth als Gegenleistung für diese Zugeständnisse erhalten hat.

Göth wurde weiterhin in den Ghettos Bochina, Rzeszów und Przemysl als „Organisator“ der Räumung eingesetzt. Am 17. September 1943 flieht aus dem Barackenbau-Kommando ein Arbeiter. Da er nicht sofort wieder gefunden wird, beschließt Göth die gesamte Gruppe von 35 Mann exekutieren zu lassen. Da sich die Gruppe jedoch beim Bau vieler Baracken verdient gemacht hatte und es an sich gute Arbeiter waren, überlegt er es sich noch einmal und meint nur lapidar: „Warum sollte ich meine besten Arbeiter töten, wenn es genug alte Säcke hier im Lager gibt?“ Am nächsten Morgen beim Appell wurden 60 ältere Männer selektiert um sofort am Schwanzhügel erschossen zu werden. Für Göth war damit die Sache erledigt. Göth versucht immer wieder zu beweisen, dass er als Wiener immer zu Scherzen aufgelegt ist. In Erwartung, dass alle seine Untergebenen lachen, brüllt er einigen Gefangenen zu, die gerade schwerste Steine für Barackenfundamente schleppen, dass dies seine, Amon Göths neue „Einsteintheorie“ sei. Göth ist der Meinung, dass er schneller im Rang aufsteigen wird, wenn er mehr Juden eigenhändig tötet als alle Anderen. Göth wird nachgesagt, dass er ca. 500 Menschen eigenhändig getötet hat – wobei hier keine genauen Zahlen ermittelt werden konnten. Gegen Ende 1943 führt Göth öfters seine private Waffe mit Schalldämpfer mit sich. Das Morden passiert nun fallweise im Stillen, ohne dass es alle Lagerinsassen sofort mitbekommen.




Die Lebensgefährtin und die Dogge auf dem Balkon der Göth Villa



Immer öfter kommt es nun vor, dass Göth sich im Dunkeln durchs Lager bewegt, immer auf der Suche nach Juden, die nachts die Latrine aufsuchen wollen. Eines Nachts erwischt Göth einen Jungen, der sich nach der Ausgangssperre zu seiner Baracke stehlen will. „Was machst du hier du verseuchter Jid“ blafft ihn Göth an.

Wie versteinert bleibt der Junge stehen, er weiß, dass sein Leben nun verwirkt ist. Göth zieht seine Waffe, schießt jedoch nicht gleich, sondern genießt noch einen Moment die Macht die er ausübt. Als er abdrücken will, versagt jedoch seine Waffe. Göth beginnt, an seiner Pistole zu hantieren. Dies ist der Moment, indem der Junge die Flucht ergreifen kann. Göth verzichtet darauf, ihn zu verfolgen und da er ihn auch nicht erkannt hat, entgeht dieser Gefangene dem Tod auf wundersame Weise. Erst Jahrzehnte später wird er von dieser wohl einmaligen Begegnung mit dem „Schlächter von Plaszów“ berichten. Weniger Glück hatte ein Häftling, der den Wirtschaftshof zusammenfegt. Göth kam gerade von einer Spritztour mit seinem BMW als dieser den herannahenden Kommandanten nicht sofort sieht und daher nicht inne hält und die Kappe vom Kopf nimmt. Göth sieht schon von weitem, dass der Häftling ihn noch nicht erkannt hat und zieht während der Fahrt seine Pistole, schaltet einen Gang runter und schießt aus dem fahrenden Auto auf den Zwangsarbeiter, der auch sofort schwer verletzt zusammenbricht. Göth denkt jedoch, dass er ihn verfehlt hat und befiehlt einen OD-Mann, den Häftling auszupeitschen. Als er jedoch aus dem Auto aussteigt und auf den Häftling zugeht, bemerkt er, dass dieser stark blutet und schießt ihm in den Kopf.

Generell sind die Häftlinge ihres Lebens nicht mehr sicher sobald Göth in der Nähe ist. Ein ausreichender Grund zu schießen ist für ihn bereits, wenn ein Gefangener nicht richtig Meldung erstattet, oder beim Appell nicht richtig in der Reihe steht, oder wenn jemand ihm in dem Moment zu jung oder zu alt ist.

Für seine Gefangenen gibt es keine Möglichkeit dem Tod zu entgehen, da Göth praktisch aus Willkür tötet, ohne oft einen bestimmten Grund für sein Handeln zu haben. Er verhält sich so, wie er bei der „Begrüßung“ der Gefangenen im Lager bekannt gab – er spielt Gott. Den Juden ist auch verboten zu lachen. Als Göth auf seinem weißen Schimmel durchs Lager reitet und ein 18-jähriges Mädel bei der Arbeit lachen sieht, zögert er keinen Moment und schießt sofort, ohne ein Wort und ohne vom Pferd abzusteigen. Als ihre Freundin eine rettende Bewegung in ihre Richtung machen will, wird sie von zwei Wachmännern ausgepeitscht. Als sie schwer verletzt zu Boden stürzt, wird sie noch mit Füßen getreten. Später stellt sich heraus, dass sie an den Nieren verletzt wurde. Trotz allem lässt sie sich nichts anmerken und ist am nächsten Tag wieder in ihrer Arbeitskolonne.

Im Oktober 1943 schließlich scheint Amon Göth die Macht über Leben und Tod im Lager zu Kopfe zu steigen. Er sieht sich als Auserwählten, der die Macht über die Lebensfäden von tausenden Menschen haben sollte. Bezeichnend dafür ist eine Begebenheit nahe Göths Villa. Häftlinge sind dort mit dem Schleppen von Ziegelsteinen beschäftigt, als Göth plötzlich einen seiner Hunde auf einen Gefangenen hetzt. Schutzlos der Attacke des Hundes ausgeliefert hat der Mann keine Chance. Er wird von dem riesen Hund praktisch zerfetzt. Als Göth einige Minuten später seinen Hund zurückruft lebt das Opfer unerwarteter Weise jedoch noch. Göth lässt nun die Häftlinge an dem halbtoten vorbeimarschieren unter den Worten: „Ihr betet zu eurem Gott, doch er kann euch nicht helfen. Aber ich, Göth, kann euch alle in einer Stunde umlegen.“ Göth war ein begeisterter Spieler, vor allem liebte er es Schach zu spielen. Sein bevorzugter Gegner war sein Landsmann Raimund Titsch, der Betriebsleiter der Madritsch Werke. Raimund Titsch war sehr auf das Wohlergehen seiner jüdischen Zwangsarbeiter bedacht, was Madritsch selbst billigte.

Göth lud Titsch meist zu sich in die Kommandantur ein, um in seinem Büro eine Partie zu spielen. Titsch, zweifelsohne der bessere Schachspieler, gewann die Partie nach wenigen Zügen. Göth, der nicht verlieren konnte, sprang auf, warf den Schachtisch um und rannte, seine beiden Pistolen in den Händen, zur Tür hinaus ins Lager, bereit jeden Juden zu erschießen, der ihm begegnete. Diese Erfahrung war Titsch Warnung genug. Von diesem Tage an ließ er stets Göth gewinnen, bedachte dabei jedoch, die Partien so zu gestalten, dass Göth dieses Spiel nicht durschauen konnte und der Meinung war, dass er wirklich gewonnen hätte. Da die regelmäßigen Schachpartien für die Insassen des Lagers eine Art Erholung darstellten, pflegte Titsch sie so gut es ging in die Länge zu ziehen. Bis zu 3 bzw. 4 Stunden dauerten die Partien der Beiden und zumindest für diese Zeit gab es keine Toten im Lager. Raimund Titsch ist es auch, dem wir zu verdanken haben, dass es gestochen scharfe Fotos vom Lageralltag gibt. Auch hat er heimlich Göth mit nacktem Oberkörper abgelichtet. In den 60er Jahren wird er die Fotos einem ehemaligen Lagerinsassen, einem gewissen Poldek Pfefferberg verkaufen, der sie dem United States Holocaust Museum stiften wird. Raimund Titsch wird posthum in den Kreis der „Gerechten Österreichs“ aufgenommen.

Am 4. Oktober 1943 gelingt einer Jüdin die Flucht aus dem Lager Plaszów. Ihr Mann besticht einen ukrainischen Wachmann, der die Frau in der Nacht aus dem Lager laufen lässt. Draußen wird sie von Freunden abgeholt und in Krakau versteckt. Sie wird den Krieg dort überleben, ihre Flucht jedoch kommt einigen Gefangenen teuer zu stehen. Sofort ordnet Göth die Erschießung von 100 Männern an, lässt sie jedoch nicht sofort exekutieren. Der Mann der Flüchtigen wird von der GESTAPO zwar gefoltert, herauszubringen ist jedoch nichts aus ihm. Die Lagerinsassen denken schon, dass Göth die Sache auf sich beruhen lässt, da niemand für die Flucht der jungen Frau sterben muss, doch sie sollten sich irren.

Am 8. Oktober 1943, dem Tag des jüdischen Festes Yom Kippur, dem Tag der Versöhnung, lässt Göth 50 Kranke und Schwache Männer selektieren und sofort auf den Schwanzhügel führen. Sie müssen sich dort entkleiden und werden vom SS-Mann Willi Stäubl erschossen.


Das Ende naht




Oskar Schindler



Am 22. Oktober 1943 trifft ein Schreiben vom SS Wirtschaftsverwaltungshauptamt, vom SS-General Oswald Pohl ein. Der Inhalt dieses Schreibens ist eine Benachrichtigung, dass das Lager Plaszów weiter bestehen bleibt und nicht wie andere Lager vorzeitig geschlossen und die Insassen liquidiert werden. Göth verfällt daraufhin in Hochstimmung, er darf weiter Gott spielen in seinem eigenen Reich. Vorangegangen war – und das wusste Göth nicht, ein Gespräch zwischen Göths jüdischem Sekretär Mietek Pemper und Oskar Schindler. Aufgrund der Kriegslage sollten alle Lager im Raume Warschau / Lublin geschlossen werden, ausgenommen derer, die Rüstungsbetriebe beherbergten. Mietek Pemper, der die schlechten Nachrichten der Ostfront aufgrund der Zeitungen, die er Göth zum Lesen vorlegte genau kannte, empfahl Oskar Schindler seine Produktion teilweise auf Rüstungsgüter umzustellen und somit den 20.000 Insassen von Plaszów das Schicksal in Ausschwitz zu ersparen. Schindler willigte ein und wandelte seine Produktion teilweise um und stellte von nun an Granathülsen neben seinen Pfannen und Töpfen her. Da die Emaila nun als Rüstungsbetrieb galt, blieb das Lager Plaszów weiter bestehen und wurde vorerst nicht geräumt.

Immer wieder kam es vor, dass Göth Oskar Schindlers eigenes Außenlager besucht. Stets kündigt er seine Besuche in der Emalia an, so dass Schindler entsprechende Vorbereitungen treffen kann. Sollte bei der Besichtigung durch Göth auch nur ein Blatt Papier am Boden liegen, so muss ein Arbeiter es mit seinem Mund aufheben. Alle Juden müssen knien, wenn Göth die Fabrikhalle betritt und es kommt immer wieder vor, dass ein knieender Arbeiter einen Peitschenhieb vom Kommandanten auf den Rücken bekommt, wenn dieser vorbeischreitet. Göth wird stets von Oskar Schindler begleitet während er die Emalia inspiziert, so dass es hier zu keinen Willkürakten kommen kann.

Als Göth einen alten Mann sieht, der eine Schubkarre langsam über den Platz zieht, fragt er warum der Mann so traurig sei. Einer seiner Begleiter erzählt ihm, daß der Mann vor kurzem bei einer „Säuberungsaktion“ Frau und Kind verloren hatte. Göth wendet sich zu einem seiner Begleiter um und sagt flapsig: „Franz, leg ihn um, dann kann er seine Familie wiedersehen“. Unter schallendem Gelächter geht die Gruppe weiter. Ohne Oskar Schindlers Anwesenheit wäre der Mann vermutlich wirklich erschossen worden.

Anfang November 1943 wird das Lager Plaszów von der Fläche her erweitert. Die Stacheldrahtzäune werden versetzt, neue Wachtürme gebaut, von den Alten die Scheinwerfer abgenommen und an den Neuen montiert. Ein jüdischer Elektriker ist gerade mit einem jungen Helfer dabei, an einem alten Wachturm den Scheinwerfer abzumontieren, dabei sehen sie, dass 50 Männer und Frauen auf den Schwanzhügel geführt werden. Begleitet werden sie von drei SS-Männern, gefolgt von Göth selbst, der mit einem Gewehr bewaffnet ist.

Der Wachturm, an dem die Beiden arbeiten, ist knapp 10 Meter von der Grube entfernt, wo sich die Männer und Frauen entkleiden müssen. Sie müssen ihre Kleidung am Grubenrand ablegen und zitternd vor Kälte in die Grube steigen. Nun hat Göth eine grausige Idee. Er möchte seine SS-Männer an diesem Tage etwas unterhalten und brüllt daher zu den Männern und Frauen in die Grube, dass jeder überleben werde, der sich sofort eine „Liebesstunde“ macht. Da die Opfer nicht sofort verstehen was der Kommandant von Ihnen will, werden seine SS-Männer deutlicher und fordern alle zum Geschlechtsverkehr auf. In Aussicht auf ein Überleben, fallen die Todgeweihten übereinander her.

Einige Minuten lang wird dieses Schauspiel von den Henkern belustigt verfolgt – zu viel Vergnügen will man den Juden jedoch nicht gönnen. Göth und die Anderen beginnen in die Menge zu schießen und beenden die Szenerie. Die beiden Elektriker auf dem Wachturm schweigen, der Jüngere der Beiden fällt bei dem grausigen Anblick in Ohnmacht. Wären sie bemerkt worden, hätten sie selbst sterben müssen. Göth duldet keine Zeugen.

Am 27. und 28. November 1943 ist Göth dienstlich in seiner Heimat, in Wien. Der Grund dafür sind neue Vorwürfe gegen Göth, die in einem anonymen Schreiben an die „Kanzlei des Führers“ gerichtet wurden. Göth versucht zu erreichen, daß die Bearbeitung der Vorwürfe an die NSDAP Krakau übergeben wird, mit dem Hintergedanken, dass er Vor-Ort auf die Untersuchungen Einfluss nehmen könnte. Vorerst kann er die Vorwürfe gegen ihn noch entkräften. Anfang Dezember, als der Geburtstag von Göth naht, hat Wilek Chilowicz der OD-Chef eine Idee. Er beauftragt Göths jüdischen Schuhmacher im Lager namens Zygmunt Norenberg, Rauleder-Schuhe mit Korksohlen für den Kommandanten anzufertigen.

Norenberg weiß jedoch, dass Göth nicht leicht zufrieden zu stellen ist und hat daher Angst vor Repressalien. Er übergibt die fertigen Schuhe persönlich und Göth macht sich damit auch sofort auf zu einem Spaziergang. Als Göth zurückkommt, hat er bereits die Reitpeitsche in der Hand und blafft Norenberg an, warum sich die Schuhe seinen Füßen nicht anpassen würden. Als Norenberg Göth versucht verständlich zu machen, dass das Material noch neu sei und eine Zeit lang brauchen würde sich anzupassen, beginnt dieser auch schon auf ihn einzuschlagen. Er stößt Norenberg weg und beginnt, ihn mit der Peitsche auf den Rücken zu schlagen.

Wie erwartet fällt plötzlich ein Schuss. Norenberg dreht sich um, wundert sich warum er noch lebt und bemerkt, dass Göth in die Luft geschossen hat. Norenberg lebt noch, weil Göth ihn noch brauchen kann, um bei anderen SS-Offizieren anzugeben. Sein Schuster darf nämlich immer wieder das Lager verlassen um nach Krakau zu fahren und dort Maß zu nehmen bei anderen SS-Führern und GESTAPO Beamten. Zygmunt Norenberg fertigt unter anderem Schuhe für den SS-General Krüger auf Göths Empfehlung hin.



Die Göth-Villa auf einem anderen Foto (s/w)



Gegen Ende 1943 kündigt sich hoher Besuch im Lager an. Fieberhaft laufen die Vorbereitungen in Göths Villa. Die schönsten Jüdinnen werden aus dem Lager geholt und in Dienstboten-Kleidung gesteckt. So auch eine junge Jüdin namens Giza. Als der hohe Gast abends im Roten Haus eintrifft, ist Giza gerade damit beschäftigt, kleine Häppchen im Empfang abzustellen, als sich die Frauen der Gesellschaft in einer Reihe aufstellen und nacheinander von dem Mann in der SS-Uniform galant begrüßt werden. Giza reagiert schnell, legt ihre Schürze ab und stellt sich ans Ende der Reihe. Göth und die anderen Offiziere können nicht schnell genug reagieren und so tritt der Unbekannte auch vor Giza, küsst Ihre Hand und stellt sich als Adolf Eichmann vor. Göth hat nicht vor, Eichmann zu brüskieren und schweigt. Das Fest beginnt und niemand scheint sich mehr an diesen Affront zu erinnern. Als Giza ihren Dienst in der Villa zu später Stunde beendet hatte und mit Essensresten zurück in die Baracke kommt, erzählt sie belustigt, die erlebte Geschichte des ihr unbekannten hohen Nazis Eichmann. Alle Frauen lachen, während sie die Reste des Festessens verschlingen und legen sich im Anschluss schlafen. Doch noch in der selben Nacht stürzen zwei SS-Wachmänner in die Baracke und holen Giza ab. Wenig später hört man einen einzigen Schuss. Giza musste ihre Provokation mit dem Tode bezahlen.

Kurz vor dem Jahreswechsel besucht Oskar Schindler mit angeblichen Vertretern der Rüstungsindustrie das Lager Plaszów. Göth, der sofort eine weitere Einnahmequelle wittert, stimmt zu, dass Schindler mit den beiden Industriellen das Lager besichtigen darf. Was Göth nicht weiß, ist, dass es sich bei Schindlers Begleiter keineswegs um Industrielle handelt, sondern um Dr. Sedlacek von der Verbindungsstelle des American Jewish Joint Distribution Committee und um einen Mitarbeiter aus dem Büro von Franz von Korabs, des Leiters des polnischen Büros von Abwehrchef Wilhelm Canaris. Während der Besichtigung richtet es Itzhak Stern so ein, dass die Gäste nicht nur die Werkstätten sehen sondern auch in die Nähe der Massengräber kommen. Als er sich bückt um sich die Schuhe zu binden schießen die Besucher heimlich Fotos. Es gelingt später, diese Fotos bis nach Palästina zu schmuggeln. Nathan Stern, der jüngere Bruder Itzhak Sterns verfasst mit Hilfe dieser Fotos einen Bericht der als Stern-Report über die Lage in Plaszów in die Geschichte eingehen wird. Ab dem 10. Januar 1944 erhält Plaszów offiziell den Titel Konzentrationslager. Aus diesem Grund treffen 600 SS-Aufseher und Aufseherinnen ein und ersetzen dadurch die ukrainischen OD Männer, die von dem Tage an das Lager nicht mehr betreten dürfen. Der OD wird nun für andere Aufgaben eingesetzt.





Im Frühjahr 1944 ist das ehemalige Ghetto Podgórze von den Männern des OD „gesäubert“ und Göth als restlos „judenfrei“ gemeldet worden. Der letzte Auftrag von Göth an den OD war noch die Mauer abzureißen, die um das ehemalige Ghetto gezogen war um die Gegend wieder als normale Wohngegend an die Verwaltung übergeben zu können.

Zum Abschluss ließ Göth die kompletten Angehörigen des OD und deren Familien verhaften. Sie wurden in LKWs verladen und an der Chujowa Górka erschossen. Die GESTAPO und auch Göth bewiesen ein weiteres Mal, dass sie keine Zeugen duldeten, obwohl der SD Chef Symche Spira bis zuletzt glaubte, dass er durch seine Zusammenarbeit mit den Besatzern eine Chance hätte, den Krieg zu überleben.

Die Änderung des Status von Plaszów bringt auch Einschränkungen für Göths Willkürherrschaft mit sich. Die Vollstreckung von Todesurteilen sind nur noch nach Antrag erlaubt, Änderungen an Arbeitseinsätzen müssen ebenfalls an das Amt D II des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamts gemeldet werden. Zumindest offiziell ist es nun nicht mehr möglich, Gefangene einfach zu ermorden, da jede Tötung eine Schwächung der Arbeitsleistung des Lagers bedeuten würde. Am 12. Februar 1944 wird Julian Scherner, Göths Förderer aus Krakau abberufen. Die Gründe dafür sind nicht im Detail bekannt, allerdings wird vermutet, dass die Orgien im Schloss Szebnie Himmler zu Ohren gekommen seien und er deshalb verfügte, dass Scherner seinen Posten in Krakau räumen musste. Scherner wird später zur SS Sondereinheit „Dirlewanger“ versetzt und wird noch vor Kriegsende tot in einem Waldstück aufgefunden.


Das Ende des Lagers





Am 28. Februar ist Göth neuerlich in Wien um zu weiteren anonymen Anschuldigungen gegen ihn Stellung zu nehmen. Göth spricht diesmal mit dem Kreisleiter Hans Arnold und kann ein weiteres Mal seine Unschuld glaubhaft versichern. Der Gaupersonalamtsleiter Volkmer allerdings beantragt die Überprüfung Göths auf „Parteiwürdigkeit“. Anfang März 1944 ist Göth zu einem Empfang bei Oskar Schindler eingeladen. Neben Göth erscheinen auch einige SS-Größen in Schindlers luxuriöser Wohnung in der Straszewskiegostraße 7/2 in der Nähe des Wawels. Schindler und seine Frau spielen die perfekten Gastgeber, Amon Göth jedoch lässt sich wie immer bei derartigen Gelegenheiten hemmungslos volllaufen.

Als der Abend schon weit fortgeschritten ist und doch noch ein Gast, ein Major in Wehrmachtsuniform zu später Stunde erscheint, wacht Göth plötzlich aus seiner Lethargie auf und stürzt wankend auf den Major zu. Verächtlich blafft er diesen an: „Wer bist Du lächerlicher Zwerg?“ und ohne ihn zu Wort kommen zu lassen bricht eine richtige Hasstirade aus Göth heraus, in der er die ach so saubere und edel kämpfende Wehrmacht beschimpft. Er beschwert sich wortreich darüber, dass er in der SS, für die Saubermänner der Wehrmacht die Drecksarbeit zu erledigen hat. Scheinbar ahnt Göth bereits, dass der bereits verlorene Krieg und seine Taten in Plaszów keine rosige Zukunft für ihn bereit hält.

Seit dem 4. März ist die Rote Armee wieder zur Offensive übergegangen und die Front rückt unweigerlich immer näher. Selbst den größten Optimisten wird nun klar, dass sich die Gewaltherrschaft im besetzten Polen nicht mehr lange halten lässt. Entsprechende Befehle werden nun herausgegeben die Spuren der Massentötungen zu beseitigen. Am Ostersonntag, 10. April 1944 wird Lemberg und Drohobycz von russischen Bombern angegriffen. Das nahe gelegene Lager Boryslaw wird geräumt und 1.022 Juden werden nach Plaszów transportiert. Göth selbst reitet auf seinem weißen Schimmel persönlich zum Bahnhof, um die Neuankömmlinge in Empfang zu nehmen. Die meisten bleiben jedoch nicht lange und werden in Lager weiter im Westen transportiert. Insgesamt lebten 13.000 Juden in Boryslaw – nur 400 von ihnen werden den Krieg überleben. Im März 1944 marschiert die Wehrmacht in Ungarn ein. Damit verbunden ist die Deportation von 200.000 ungarischen Juden. Mitte April geht daher eine Anfrage vom SS-Obersturmführer Maurer vom Amt D II an alle KZ-Lagerkommandanten, wie viele ungarische Juden jeweils aufgenommen werden könnten. Göth will imponieren und nennt dem Amt D II, dass er 8.000 Zwangsarbeiter aufnehmen könnte, wenn er die Erlaubnis bekommen würde, die Schlaf-Pritschen doppelt belegen zu dürfen. Da das Amt D II ablehnt, aufgrund der großen Seuchengefahr die der Sommer in Verbindung mit einer Doppelbelegung mit sich bringen würde, erneuert Göth sein Angebot. Er schreibt dem Amt D II nun, dass er 6.000 Juden aufnehmen könnte, wenn er die Erlaubnis bekommen würde, die nicht arbeitsfähigen nach Ausschwitz der „Sonderbehandlung“ zuführen zu dürfen. Maurer beantwortet diesen Antrag Göths sofort positiv und benachrichtigte nebenbei gleich Ausschwitz, dass ein Sondertransport aus Plaszów mit 6.000 Juden zur „Sonderbehandlung“ eintreffen würde.

Am Sonntag den 7. Mai 1944 ist es dann soweit. Göth lässt das komplette Lager unter dem Motto „Entsprechende Arbeit für jeden“ zum Gesundheitsappell antreten. Obwohl es an diesem Maisonntag noch empfindlich kalt ist müssen alle komplett nackt antreten.

Frauen müssen im Anschluss nackt über einen Hindernisparkour laufen. Eigens dafür wurden auf dem Appellplatz große Löcher gegraben über die die Frauen springen mussten. Alle Namen derer, die in eines der Löcher fielen, stolperten oder stürzten, wurden sofort auf eine Liste gesetzt.

Eine Woche später, am 14. Mai 1944 wird beim Morgenappell der komplette Platz von den Lagerwachen umstellt. Als Göth erscheint, werden all jene Namen verlesen, die wie gewohnt zur Arbeit gehen „dürfen“, der Rest muss stehen bleiben. Sie werden später in die Züge nach Ausschwitz verladen. Allein an diesem Tag werden 1.400 Häftlinge nach Ausschwitz geschickt, darunter auch 286 Kinder. Der Tag ist jedoch noch nicht vorbei. Am Abend müssen nochmals alle Lagerinsassen am Appellplatz antreten. Doch diesmal wartet kein Zug. Diesmal sollen auch die SS-Schergen auf ihre Kosten kommen. Das komplette Krankenrevier muss heraustreten. Viele Kranke können nur auf der Bahre herausgetragen werden.

Sofort werden alle Richtung Schwanzhügel zum Erschießen geschickt. Bereits auf den Weg hinauf hört man Schüsse, die Henker können es nicht erwarten. Göth, der mit den anderen SS-Leuten mit auf den Hügel geht, bekommt nicht mit, dass in der Zwischenzeit alle am Appellplatz angetretenen Gefangenen zu beten beginnen, für die Seelen der Kranken, denen nun nicht mehr zu helfen ist.

Beinahe täglich werden nun Menschengruppen auf dem Schwanzhügel erschossen. Immer wieder kommt auch die GESTAPO ins Lager und bringt Gefangene mit, die mit Draht gefesselt sind und erschießt diese an der Chujowa Gorka. Mitte Juni 1944 erfordert die Lage an allen Fronten, dass alle KZ-Führer im Osten Alarm- und Verteidigungspläne auszuarbeiten haben. Göth macht es sich leicht und lässt sich aus zwei anderen Lagern die entsprechenden Ausarbeitungen schicken und lässt sie von seinem jüdischen Sekretär Mietek Pemper anpassen. Göth bekommt nun auch gesundheitliche Probleme. Seine exzessive Lebensweise beginnt sich nun in Form einer Diabetes und Erschöpfungszuständen zu rächen. Außerdem bekommt er von seinem Arzt Morphium verschrieben, wonach er immer öfter verlangt. Ende Juni 1944 wurden alle Arbeitslager östlich von Krakau geräumt. Die Heinkel Flugzeugwerke müssen umsiedeln. Mit dem Plan einer Werkshalle in einem Salzbergwerk 20 km von Plaszów entfernt bekommt Göth eine neue Aufgabe. Seine Zwangsarbeiter sollen die nötigen Vorbereitungen treffen.



Einfahrtsgebäude zum KZ Mauthausen 2010



Am 24. Juli 1944 muss auch das Lager Rzeszów aufgelöst werden, da dort bereits das Geschützfeuer der näher rückenden Front zu hören ist. Göth befiehlt die sofortige Evakuierung des Lagers und leitet die Insassen nach kurzem Stopp in Plaszów nach Mauthausen in Österreich weiter. Der Stellvertreter des Kommandanten von Rzeszów, ein Jude namens Nacek Reben wird jedoch in Plaszów festgehalten. Trotz seiner Bitten mit den anderen nach Mauthausen fahren zu dürfen, behält ihn Göth in Plaszów. Reben muss die Bestrafung zweier Häftlinge mitansehen, die bei einem Fluchtversuch erwischt wurden. Göth und sein Lieblingshenker Hujar ritten Beide auf Pferden über den Appellplatz, jeweils einen Häftling hinter sich her schleifend. Göths Hunde stürzten sich immer wieder auf die beiden Häftlinge, um ihnen einzelne Fetzen Fleisch aus den Körpern zu reißen.

Nach einigen Runden um den Appellplatz waren die Henker des Schauspiels müde und erschossen die immer noch lebenden Gefangenen. Als neuerlich ein Transport nach Ausschwitz ansteht, meldet sich ein selektierter Jude namens Steif bei Göth. Steif war angeblich einst mit Göths Vater befreundet und bietet ihm nun Diamanten mit einem Vorkriegswert von einer viertel Million Dollar gegen sein Leben an. Göth wird sofort hellhörig und erfährt, dass die Diamanten in einem Versteck sind, von dem niemand sonst weiß. Steif wird sofort von den Listen genommen und darf im Lager bleiben. Einige Zeit vergeht, ohne das Göth ihn auf die Diamanten anspricht. Eines Tages jedoch taucht Göth überraschend in der Baracke von Steif auf und lässt sich von ihm das Versteck mit den Edelsteinen zeigen. Sichtlich zufrieden kehren die Beiden ins Lager zurück und Steif erhält sofort eine Sonderration in Form von sechs Laib Brot und eine doppelte Portion Suppe. Am Abend des selben Tages erscheint Göth nochmals bei Steif in der Barracke, diesmal jedoch gibt es kein Essen, sondern nur noch die Kugel aus Göths Pistole. Göth konnte keine Mitwisser gebrauchen.

Selbst Göth wird Anfang August 1944 bewusst, dass die Front bald auch Plaszów erreichen würde und seine Tage als Lagerkommandant gezählt seien. Nun galt es, die zusammengerafften Besitztümer in seine Heimat in Sicherheit zu bringen. Zu diesem Zweck wird ein Sonderzug organisiert, der ungesicherten Quellen zufolge zehn Güterwaggons voll mit Göths Habe, Plaszów in Richtung Berlin und im Anschluss von dort aus in Richtung Brünnlitz verlassen haben soll. Der Verdacht liegt nahe, daß Oskar Schindler bei dieser Aktion nicht unbeteiligt gewesen sein dürfte, denn auch die Werke der Emalia wurden zu dieser Zeit nach Brünnlitz verlegt. Jedenfalls blieb dieser Transport nicht unbemerkt, denn nun nahmen sich die Zollbehörden dieses Falles an. Des Weiteren gingen Anzeigen von SS-Männern bei dem berüchtigten SS-Juristen Dr. Georg Konrad Morgen ein. Jener SS-Jurist war für die Untersuchungen von Unregelmäßigkeiten in den Konzentrationslagern verantwortlich. Er eröffnet sofort ein Disziplinarverfahren gegen Göth und ermittelte, erstmal auf die Fährte gekommen weiter gegen Göth. Unter dem Namen „Kommando 1005“ lässt Göth nun alle Massengräber ausheben und die Leichen verbrennen. Ein Mitglied des Kommandos 1005 ist der 1908 geborene Simon Wiesenthal. Er wird Zeuge wie selbst noch aus halb verwesten Leichen Goldzähne herausgebrochen und zu Ringen verarbeitet wurden. Teilweise wurde das Gold auch gegen Schnaps getauscht, den die Angehörigen dieses Kommandos reichlich brauchten. Teilweise musste das Kommando 1005 bis zu 14 Stunden lang Leichen exhumieren und im Anschluss noch am Appellplatz Sport treiben. Neue Gefangene, die jetzt noch in das Lager gebracht wurden, hatten keine Chance. Sie wurden sofort exekutiert.


Göth fliegt auf


Die Schindler-Fabrik in Brünnlitz (2004)



Ende August 1944 wird ein Güterwaggon mit hinterzogenen Wertsachen Göth´s in Opawa von der SS abgefangen und beschlagnahmt. SS Untersuchungsrichter Dr. Konrad Morgen nimmt sofort Untersuchungen auf. Göth´s Tage als Kommandant in Plaszów sind gezählt, ein Ausschluss aus der SS bzw. weitere Strafmaßnahmen scheinen nur mehr eine Frage der Zeit zu sein. Am 13. September 1944 ist es so weit, vor Göth´s Villa hält ein schwarzer Mercedes aus dem 2 in Ledermäntel gekleidete Männer entsteigen. Nachdem ihnen die Tür geöffnet wurde, verlangen sie bestimmt Göth zu sprechen. Wortlos reichen die Beiden dem Kommandanten einen Bescheid, woraufhin Göth Mantel und Hut nimmt und sofort mit ihnen in den Wagen steigt. Der Verhaftung ging ein Schriftverkehr zwischen dem "Höheren SS- und Polizeiführer Ost" Wilhelm Koppe und dem persönlichen Stab Himmlers vorraus, scheinbar hält nun auch Berlin nicht mehr an Göth fest. Der Haftbefehl wurde letztendlich vom SS- und Polizeigericht VI in Krakau aufgrund des Verdachts auf Aneignung von Wertgegenständen und Geld jüdischer Häftlinge mit dem Ziel persönlicher Bereicherung und wegen unvorschriftsmäßiger Behandlung von Häftlingen im KZ Plaszów ausgestellt. Göth trägt bei seiner Verhaftung 80.000 RM bei sich, was darauf deuten ließ, dass Göth bereits die Flucht aus Plaszów plante bzw. in Kürze untergetaucht wäre. Da Göth angab, dass das Geld von Oskar Schindler stammte, wird auch dieser Mitte Oktober 1944 von der GESTAPO verhaftet, jedoch nach acht von Verhören geprägten Tagen wieder freigelassen. Göth und Scherner wurden vor ein SS-Ehren-Gericht gestellt und verurteilt. Scherner wurde zum Hauptsturmführer degradiert und zur Brigade Dirlewanger versetzt, Göth jedoch vorerst auf Kaution entlassen, wobei die Ermittlungen gegen ihn immer noch liefen. SS-Obersturmführer Arnold Büscher übernimmt für Göth die Lagerleitung in Plaszów. Für die Häftlinge im Lager versprach dies jedoch kaum eine Besserung.

Im November 1944 durchsucht eine Kommission der GESTAPO eine Lagerhalle, in der Göth ganze 60 Kisten gestapelt hatte. Begleitet von Majola, Göth´s Geliebter, werden einige Kisten geöffnet. Majola gibt an, dass alle Kisten ihr gehören würden, als jedoch Pelze, Geld, Schmuck, Wein, Schokolade, Zigaretten, Kognak und andere Luxusgegenstände zum Vorschein kamen und auf allen Kisten „A.G.“ stand, wurde das komplette Gut beschlagnahmt und die Lagerhalle versiegelt. Göth´s Frau Anna hatte inzwischen von seinem Verhältnis zu Ruth Irene Kalder erfahren und an einem Wiener Gericht die Scheidung beantragt. Im Januar 1945 flüchtet Ruth Kalder mit ihrer Mutter ebenfalls nach Wien während Göth immer noch in Dachau von der SS festgehalten wird. Ruth Kalder versucht in Wien Druck auf Göth´s noch-Ehefrau Anna auszuüben, um nach dessen Freilassung, mit der sie Beide fest rechnen, selbst heiraten zu können. Ruth Kalder gibt sogar den Ehebruch freiwillig bei einem Anwalt zu Protokoll, um die Scheidung zu beschleunigen. Schindler und Göth sehen sich Ende Januar 1945 zum letzten Mal in Brünnlitz in der neuen Fabrik. Die „Schindler-Juden“ erstarren, als sie Göth mit ihrem Direktor durch die Fabrik gehen sehen. Auch sie sehen Göth an diesem Tag zum letzten Mal, allerdings hat er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr diese dämonische Ausstrahlung wie zuvor noch als Lagerkommandant. Göth hatte sich verändert, er war wieder zu einem Privatmann geworden, ohne die schwarze Uniform, ohne den Totenkopf auf der Kappe.


Gefangennahme



SS-Hauptsturmführer Amon Leopold Göth in alliierter Internierung, August 1945



Im Februar 1945 kehrt Göth zurück nach Wien, um die Scheidung über die Bühne zu bringen. In Wien angekommen erkrankt er jedoch und muss ins Reservelazarett in der Sternwartestraße 74. Scheinbar macht sich ein Magengeschwür bemerkbar. Wenige Tage später am 17. Februar wird Göth jedoch von der SS-Feldpolizei verhaftet und in das Polizeigefängnis Rossauerlände gebracht. Am 20. Februar besucht ihn dort sein Vater – es ist das letzte Mal, daß er seinen Sohn sieht, denn schon am 21. Februar wird Göth nach München-Stadelheim verlegt. Der Grund der neuerlichen Verhaftung sind angebliche Devisenvergehen, die vom Hauptamt SS Gericht Traunstein vorgebracht wurden.

Göth verbrachte fünf Wochen in München-Stadlheim, bis er am 27. April 1945 von der SS-Feldpolizei zum Flak-Ersatz-Regiment 3 nach München-Freimann überstellt wurde. Göth hat nun in den letzten Tagen des Dritten Reichs doch noch Gelegenheit für Führer und Vaterland seinen Dienst an der Waffe zu versehen. Göth jedoch hat keine Lust in letzter Minute noch den Heldentod zu sterben und lässt sich ins Lazarett Bad Tölz einweisen, wo er auch am 4. Mai 1945 durch Beamte der CIC (Counter Intelligence Corps) festgenommen wurde. Göth gibt sich als „Farmer“ aus und kann tatsächlich erste Verdachtsmomente zerstreuen, noch haben die Alliierten keine Ahnung, wer ihnen hier ins Netz gegangen ist.

Im August 1945 erkrankt Göth an Fleckfieber, da er keine Kleidung zum Wechseln bei sich trägt, übersteht die Krankheit jedoch ohne Probleme aufgrund der guten medizinischen Versorgung des amerikanischen Lazaretts.

Am 31. August 1945 wird der Verlag der Familie Göth unter öffentliche Verwaltung gestellt. Walter Bassist wird als Verwalter eingesetzt. Die Hermes AG wird ebenfalls unter öffentliche Verwaltung durch Dr. Rudolf Granichstaetten-Czerva gestellt. Im März 1946 werden jedoch beide wieder abberufen und durch einen Druckereifachmann namens Julius Riedl ersetzt. Am 7. November 1945 bringt Ruth Kalder Göth´s Tochter Monika zur Welt. Die Scheidung der Ehe von Anna und Amon Göth wird am 19. Dezember 1945 vom Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen beschlossen. Im September 1947 sieht sich Göth mit einer Klage seiner Ex-Frau konfrontiert, die auf 30 % des Vermögens beharrt, die ihr bei der Scheidung zugesprochen wurden. Es sollte schließlich bis zum 2. März 1948 dauern, bis ihre gemeinsamen Kinder Ingeborg und Werner Göth die Leitung der Verlage übernehmen. Auch sie jedoch können den Familienbetrieb nicht retten, denn am 12. September 1960 schließlich wird der Verlag Göth aus dem Wiener Handelsregister gelöscht.

Göth befürchtet in der Zwischenzeit, dass seine wahre Identität früher oder später bekannt werden würde, je länger er in Kriegsgefangenschaft verbringen würde. Er entschließt sich zu einem riskanten Schritt. Er gibt seine Tätigkeit im Rahmen der SS im Generalgouvernement im Raume Plaszów zu, stellt diese jedoch möglichst harmlos dar. Des Weiteren stellt der Häftling 4596 Antrag auf Haftprüfung und verweist darauf, niemals Dienst in irgendeiner Form in Dachau geleistet zu haben.

Er gibt an, lediglich mit SS-Männern aus Dachau gemeinsam verhaftet worden zu sein, in Dachau selbst jedoch nie tätig gewesen zu sein. Er räumt ein, dass er im Stabe von General Krüger in Teschen bzw. Kattowitz seinen Dienst versah. Göth wird am 20. Februar 1946 vom Investigation Officer Captain Hugo A. Romano verhört und kann so erstmal persönlich seine Geschichte erzählen – eine Lügengeschichte, in der er versucht, seinen Dienst in Plaszów so harmlos wie möglich darzustellen.

Da er seinen Posten als Lagerkommandant von Plaszów schließlich nicht leugnen kann, gibt er an, dass er den Häftlingen stets Sonderrationen an Lebensmitteln zukommen ließ und es keine unberechtigten Exekutionen oder Folterungen der Häftlinge gab.

Göth erreicht mit seinem Vorstoß jedoch genau das Gegenteil was er erwartet hätte, denn jetzt erst werden die Amerikaner richtig neugierig und setzen Göth auf eine Liste von in Dachau angeklagten SS-Angehörigen, mit der Bitte um Hinweise aus der Bevölkerung. Die Amerikaner sind überrascht, dass sich binnen kurzer Zeit bereits 20 Zeugen meldeten, die schreckliche Angaben zur Person der Lagerkommandanten von Palszów zu Protokoll gaben. Den gesamten April und Mai 1946 dauern die Gespräche mit den Zeugen an. Ende April 1946 steht für die amerikanischen Behörden fest, dass Göth an Polen ausgeliefert werden muss – als Auslieferungstag wird der 28. Juni festgesetzt.

Zusammen mit Rudolf Höß, dem Kommandanten aus Ausschwitz, wird Göth wie geplant an die polnischen Behörden übergeben. Als der Transport mit den Beiden in Krakau ankam, konnten sie die Sicherheitskräfte nur knapp vor der Lynchjustiz einer aufgebrachten Menschenmenge schützen.


Prozess in Polen



Göth während seiner Zeit in polnischer Haft, 1946



Von großem öffentlichem Interesse begleitet begann am 27. August 1946 der Prozess gegen Amon Leopold Göth. Die meisten im Saale anwesenden Zuschauer waren Juden, viele von Ihnen haben Göth im Lager Plaszów erlebt und wollen miterleben, wie nun Göth selbst gerichtet wird. Göth´s Kommentar, als er einige ehemalige jüdische Häftlinge aus Plaszów im Gerichtssaal wiedererkennt: „Man hat uns doch gesagt, dass kein Schwanz von denen überleben wird!“

Das Gericht unter dem Vorsitz von Dr. Alfred Eimer ist bemüht, gerade Göth´s Menschenwürde zu wahren, der sie selbst mit Füßen getreten habe und ein faires Verfahren zu gewährleisten, dass seine eigenen Häftlinge nie bekommen hatten. Man wollte demonstrieren, dass man selbst bei solch grausamen Verbrechern die Menschenrechte bewahrt.

Göth´s Anklage wurde in fünf Punkte gefasst:

Punkt 1: Der Angeklagte wird beschuldigt, im Zwangsarbeitslager von Plaszów den Tod von 8.000 Menschen verursacht zu haben und auch selbst immer wieder eigenhändig getötet zu haben.
Punkt 2: Der Angeklagte soll den Tod von 2.000 Menschen bei der „Liquidierung“ des Krakauer Ghettos verschuldet haben.
Punkt 3: Bei der „Liquidierung“ des Ghettos Tarnów soll der Angeklagte die Deportation von 8.000 Menschen angeordnet und eine unbestimmte Anzahl davon ermordet haben.
Punkt 4: Bei der schrittweisen Auflösung des Lager Szebnie zwischen September 1943 und Februar 1944 soll Göth den Befehl zur Ermordung zahlreicher Insassen bzw. zur Deportation in andere Lager gegeben haben.
Punkt 5: Göth soll sich an den inhaftierten Juden bereichert bzw. sich deren Wertsachen unrechtmäßig angeeignet haben.


Die Anklagepunkte beruhen auf Zeugenaussagen die bereits gegenüber den amerikanischen Behörden getätigt wurden. Göth soll daher nicht nur Werkzeug der polnischen SS gewesen sein, sondern offensichtlich selbst „Vergnügen“ beim eigenhändigen Morden gehabt haben.

Die zwei Verteidiger, die Göth von der polnischen Justiz zugewiesen wurden, beantragen gleich am ersten Sitzungstag die Befreiung von ihrer Aufgabe, da sie sich als Polen nicht imstande fühlen, Göth zu vertreten. Göth´s Taktik ist simpel, er leugnet einfach alles. Er bestreitet, dass jemals grundlose Tötungen stattgefunden haben bzw. dass es keinerlei Folterungen der Häftlinge gegeben habe. Weiterhin bestreitet er, dass seine Hunde jemals einen Häftling angefallen hätten und das es dem Gericht keinesfalls möglich wäre, hierfür Zeugen vorbringen zu können. Bezüglich der unrechtmäßigen Bereicherungen verweist Göth auf die erfolglosen Ermittlungen der SS Behörden.

Was Göth jedoch nicht ahnte, war, dass einige Zeugen überlebt haben, die eigentlich hätten erschossen werden sollen und es so zahlreiche Aussagen über Tötungen und Folterungen vor Gericht gab. Göth nimmt diese Aussagen teilnahmslos zur Kenntnis ohne diese auch mit nur einem Wort zu kommentieren. Später gelingt es Göth zwar einige Zeugenaussagen wirkungsvoll zu entkräften bzw. manche Zeugen als nicht glaubwürdig darzustellen, da sich viele nicht erinnern konnten, wann genau die Taten stattfanden. Letztendlich war die Beweislage jedoch erdrückend. Göth´s letzte Versuche, seinen Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen scheiterten, als er versucht, die Zuständigkeit des polnischen Gerichts anzuzweifeln. Die Richter sind fest entschlossen, Göth als „Repräsentanten“ des Hitler-Regimes an den Galgen zu bringen.

Am 3. September 1946 wurden die Schlussplädoyers gehalten. Der Staatsanwalt Mieczyslaw Siewierski betonte noch einmal die Bedeutung des Prozesses und die Wirkung des Urteils. „Die einzige angemessene Strafe für die Verbrechen Göths sei die Todesstrafe.“

Mit Göth solle ein Mensch die Welt verlassen der sich durch sein Verhalten selbst von der Liste derer Personen gestrichen hat, die würdig sind in ihr zu leben. Der Angeklagte, so Siewierski, hatte wohl seine Berechtigung im NS-System, als dieses jedoch zusammenfiel muss auch er als physische Person von dieser Welt verschwinden. Die Verteidiger weisen nur nochmals auf einige Ungereimtheiten in Zeugenaussagen hin und erbeten ein gerechtes Urteil.

Als Göth ein letztes Mal das Wort erteilt wurde, beklagte er sich, dass man ihm zu wenig Zeit gegeben hätte sich auf das Verfahren vorzubereiten bzw. dass seine Entlastungszeugen nicht erscheinen konnten, da sie selbst in Haft sitzen würden. Oskar Schindler übrigens wurde von Göth ebenfalls als Entlastungszeuge angegeben, dieser jedoch meidete Krakau und dachte erst gar nicht daran, beim Prozess gegen Göth zu erscheinen. Noch einmal versuchte Göth, diverse Aussagen von Zeugen zu wiederlegen bzw. versuchte alle seine Taten auf den Krieg zu schieben. Als Zivilperson hätte er nie daran gedacht einen Menschen zu töten. Göth bedankte sich in seinen Schlussworten bei seinen beiden Verteidigern und auch für die korrekte Behandlung durch die Beamten im Gefängnis. Auf die Frage des Vorsitzenden, welches Urteil Göth selbst verlangen würde, antwortete er nur: „Das Urteil stelle ich dem Obersten Volksgericht anheim.“

Am 5. September 1946 um 4 Uhr Nachmittags erfolgte die Urteilsverkündung. In dem auf den letzten Platz gefüllten Gerichtssaal verlas Dr. Eimer: "Der österreichische Staatsbürger Amon Leopold Göth, geboren am 11. Dezember 1908 in Wien, geschieden, von Beruf Privatbeamter, römisch-katholisch, wird in allen fünf Anklagepunkten für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Alle öffentlichen Rechte sowie alle bürgerlichen Ehrenrechte werden ihm für immer aberkannt; sein gesamter Besitz konfisziert. Die Kosten des Verfahrens gehen zu Lasten des Staates."

Danach wurde nochmals im Detail auf seine Verbrechen eingegangen…

Zuletzt bemerkt der Vorsitzende noch: „Die Eliminierung eines Menschen vom Typ des Angeklagten aus dem gesellschaftlichen Leben muss daher vollständig und zur Gänze erfolgen, denn das erwartet sich die Menschheit nach den grauenvollen Jahren des Krieges.“

Göth wird noch dahingehend belehrt, dass er das Recht habe, ein letztes Gnadengesuch beim Präsidenten des Nationalen Volksrates einzureichen. Göth schrieb tatsächlich dieses Gnadengesuch, bekam jedoch keine Antwort.


Der letzte Akt





Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde Göth am 13. September 1946 hingerichtet, da man Tumulte vermeiden wollte. Um 18 Uhr wurde Göth, die Hände am Rücken gefesselt, im Montelupich-Gefängnis auf ein Podest zum Galgen geführt. Ihm wurde nun noch mitgeteilt, dass sein Gnadengesuch nicht positiv beantwortet wurde und daher das Urteil vollstreckt werden würde. Göths Körpergröße wurde scheinbar unterschätzt und so musste der Galgen zwei mal verkürzt werden. Er selbst nahm diese Panne ohne Gefühlsregung zur Kenntnis. Als der Strick endlich die richtige Länge hatte und der Henker gerade den Hebel drücken wollte, stieß Göth noch seine letzten beiden Worte heraus: „Heil Hitler!“

Die Leiche wurde verbrannt und die Asche von Amon Göth wurde in die Weichsel gestreut. Bis heute konnte nicht festgestellt werden, was mit den unzähligen Koffern gefüllt mit Geld und Juwelen passiert ist, die Göth bereits im Laufe des Jahres 1942 und 1943 nach Wien zu seiner Familie geschickt hatte, denn beschlagnahmt wurden nur teilweise die Sendungen aus dem Jahre 1944.


Quellen