Beitrag Do 13. Dez 2018, 23:35

Major Erich "Bubi" Hartmann

Major Erich "Bubi" Hartmann





Geboren: 19.04.1922 in Weissach
Gestorben: 20.09.1993 in Weil im Schönbuch



Die frühen Jahre


Erich Alfred Hartmann wurde als älterer von zwei Söhnen am 19. April 1922 in Weissach geboren. Seine Eltern waren Alfred Hartmann, ein Arzt, und dessen Frau Elisabeth. Den Großteil seiner Kindheit verbrachte Erich Hartmann in China, wohin dessen Familie aus wirtschaftlichen Gründen auswanderte. 1928 kehrten die Hartmanns nach Deutschland zurück und Erich besuchte vier Jahre lang die Volksschule in Weil im Schönbuch und weitere vier Jahre das Gymnasium in Böblingen. Nach einem weiteren Schuljahr an der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt (NAPOLA) in Rottweil, 90 Kilometer südlich von Stuttgart, war er drei Jahre lang Schüler des Gymnasiums in Korntal, wo er schließlich sein Abitur ablegte und seine spätere Ehefrau Ursula kennenlernte.

Schon in frühen Jahren begeistere sich Erich Hartmann für die Fliegerei und war als Segelflieger aktiv. Seine Mutter Elisabeth war eine der ersten Gleitflugzeugpilotinnen und gab Erich Flugunterricht. Bereits 1937 wurde er Segel-Fluglehrer in der Flieger-Hitlerjugend. 1939 erwarb „Bubi“ Hartmann seine Motor-Fluglizenz. Im Jahre 1940 meldete er sich, gerade einmal 18 Jahre alt, als Offizieranwärter freiwillig zum Kriegsdienst bei der Luftwaffe.

Die fliegerische Grundausbildung erhielt Hartmann beispielsweise im Ausbildungsregiment 10 der Luftwaffe in Neukuhren oder der Luftkriegsschule in Berlin-Gatow. Eine Messerschmitt Bf 109 zu fliegen lernte er an der Jagdfliegerschule II in Zerbst / Anhalt. Dort wurde er von dem ehemaligen deutschen Kunstflieger Oberleutnant Erich Hohagen in das Thema Kunstflug eingeführt und eingeweiht.


Einsatz an der Ostfront


Im Jahre 1942 wurde Erich Hartmann zum Leutnant befördert und im Oktober desselben Jahres zur 7. Staffel des JG 52 an die Ostfront versetzt. Seinen ersten Abschuss, eine IL-2 erzielte er am 5. November 1942. Ab dem 2. September 1943 führte er die 9. Staffel, ab dem 1. Oktober 1944 als Staffelkapitän die 6. Staffel des JG 52 an.


Das Emblem der 9. Staffel des JG 52 war an der linken Seite unterhalb der Kabine der Bf 109 aufgemalt. "Karaya 1" war das Rufzeichen von Hartmann.



Das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielt Hartmann für seinen 150. Luftsieg am 29. Oktober 1943.


Kampftaktik


Im Gegensatz zu Hans-Joachim Marseille, einem Kenner des Vorhalt- Schießens, war Hartmann ein Meister des Überraschungsangriffs. Nach eigenen Angaben war er überzeugt, dass 80% der von ihm abgeschossenen Piloten nicht einmal wussten, was sie getroffen hatte. Er stützte sich beim Hochleistungsschwung und beim schnellen Anflug auf den leistungsstarken Motor seiner Bf 109 und tauchte gelegentlich durch ganze gegnerische Formationen, um die Verwirrung zu nutzen, die daraus folgte, um sich zu lösen.

Er selbst sagte dazu einmal:
Zitat: „Man kann es kaum glauben, aber die IL-2 Sturmovik, das Hauptangriffsflugzeug der Sowjets, flog wie die B-17 in Formation und versuchte keine Ausweichmanöver zu unternehmen. Und alles, was sie hatten, war ein Heckschütze, der nach hinten feuerte. Einige der Piloten waren auch Frauen. Ihr Heckschütze war keine Bedrohung, es sei denn, sie hatten einen Glückstreffer. Ich habe das Feuer nicht eröffnet, bis das Flugzeug meine gesamte Windschutzscheibe gefüllt hat. Als ich das tat, bekam ich jedes Mal einen Abschuss.“ Zitat Ende.

Seine bevorzugte Angriffsmethode bestand darin, das Feuer bis zu einem extremen Abstand (20 m oder weniger) zu halten und dann einen kurzen Stoß aus nächster Nähe zu entfesseln - eine Technik, die er als Flügelmann seines ehemaligen Kommandanten Walter Krupinski erlernte. Damit kompensierte er die niedrige Mündungsgeschwindigkeit der langsameren 30 mm Maschinenkanone MK 108, mit dem einige der späteren Bf 109-Modelle ausgerüstet waren (obwohl die meisten seiner Siege mit Messerschmitts erzielt wurden, die mit der 20-mm-MG 151-Kanone mit hoher Geschwindigkeit ausgestattet waren).

Beim Schießen aus nächster Nähe bestand die Gefahr, dass man durch die Trümmer eines beschädigten oder explodierenden Flugzeugs fliegen musste, wodurch das eigene Flugzeug dadurch beschädigt wurde (ein Großteil des Schadens, den Hartmann im Kampf erlitten hatte, war die Kollision mit fliegenden Trümmern). Wenn es weiter gefährlich wäre, weiter zu kämpfen, würde er abbrechen und sich mit nur einem Sieg zufrieden geben. Seine vorsichtige Herangehensweise wurde von ihm selbst unter dem Motto beschrieben: Beobachten Sie den Feind, entscheiden Sie, wie er mit dem Angriff fortfahren soll, machen Sie den Angriff und löse dich vom Gegner, um die Situation neu zu bewerten.

„Schwarzer Teufel“ - so nannten ihn Angehörige der Roten Armee, da er sich die Spitze seiner Bf 109 mit schwarzen Zacken bemalen ließ. Für seinen 200. Abschuss wurde ihm am 4. April 1944 das Eichenlaub zum Ritterkreuz auf dem Berghof verliehen. Die Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichlaub verdiente er sich nur wenige Monate später, und zwar am 4. Juli 1944, nachdem er Einsätze und Luftsiege gegen amerikanische Jäger und Bomber erzielte. Am 23. August 1944 erzielte Hartmann seinen 300. Abschuss, wofür er zwei Tage später die Brillanten zum Ritterkreuz erhielt.


Bf 109 mit geöffneter Triebwerksverkleidung. Nachgeahmt ist hier die typische "Zackenbemalung" im Bugbereich, die Hartmann auch an seiner Maschine getragen hat. Unter der Kabine ist das rote Herz zu erkennen mit dem Schriftzug "Usch", in Erinnerung an seine Frau Ursula.



Am 1. September 1944 wurde er zum Hauptmann befördert, im Oktober desselben Jahres übernahm er die 4. Staffel, wenige Wochen später die I. Gruppe des JG 52. Inzwischen hatte die Rote Armee ein Kopfgeld in Höhe von 10.000 Rubel auf ihn ausgesetzt, da er so gefürchtet war. Am Tag der deutschen Kapitulation, am 8. Mai 1945, erzielte Bubi Hartmann seinen 352. Luftsieg und wurde anschließend zum Major befördert.


Gefangenschaft und Rückkehr


Am selben Tag ergab sich Major Hartmann zusammen mit seiner Gruppe und einem Trupp deutscher Flüchtlinge der 90. US-Infantry Division unter Major General Herbert L. Earnest. Auf Grund der Vereinbarungen der Jalta-Konferenz (4. bis 11. Februar 1945) wurden sie dennoch der Roten Armee ausgeliefert. Während eines Schauprozesses wurde Hartmann wegen „Greueltaten gegen sowjetische Bürger, Beschießung von Militärobjekten sowie Abschuss von sowjetischen Flugzeugen und damit Schädigung der sowjetischen Wirtschaft“ zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 1950 organisierte er einen Aufstand im Gefangenenlager Schachty, um auf die menschenunwürdigen Bedingungen und Verhältnisse aufmerksam zu machen. 1955 wurde er aus der Haft entlassen und durfte als einer der letzten Gefangenen nach Deutschland zurückkehren.

Im Jahre 1956 trat er der neugegründeten Bundeswehr bei und baute u. a. das JG 71 „Richthofen“ der Luftwaffe auf. Er wurde Inspekteur der Jagdfliegerverbände, quittierte 1970 nach diversen dienstlichen Problemen und Enttäuschungen im Range eines Obersts den Dienst. Von 1971 bis 1974 arbeitete er als Fluglehrer auf dem Flugplatz Hangelar, welcher 6 km nordöstlich von Bonn liegt.


F-86 Sabre des Jagdgeschwaders 71 der Luftwaffe der Bundeswehr mit der für Hartmann typischen Bugbemalung.



Erich Hartmann starb am 20. September 1993 in Weil im Schönbuch. Den Spitznamen „Bubi“, den er einst auf Grund seines jugendlichen Aussehens erhalten hatte, behielt er bis zu seinem Tode.

1997 wurde er von russischer Seite vollends rehabilitiert und von allen Anschuldigungen gegen ihn entlastet. Die zuständige Kommission stellte ausdrücklich fest, dass er zu Unrecht verurteilt worden war.


Anhang







*Hinweis: Alle Luftsiege wurden im Gefechtstagebuch des Piloten aufgeführt. Ab dem Luftsieg 151 wurde ein neues Gefechtstagebuch geführt, das Hartmann
bei der Gefangennahme abgenommen wurde. Die dann folgenden Abschüsse wurden anhand von Briefen und Aufzeichnungen des JG 52 rekonstruiert.


Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Hartmann_(Jagdflieger)
https://en.wikipedia.org/wiki/Erich_Hartmann
https://verschwiegenegeschichtedrittesr ... h-hartmann
Raymond F. Toliver/Trevor J. Constable. Holt Hartmann vom Himmel! 1975 Motorbuch Verlag Stuttgart


Autor: Hans Winter